BCG-Studie: Zu wenig Kreislaufwirtschaft

9 Sep

Deutschland schöpft sein Potenzial in der Kreislaufwirtschaft nicht aus und riskiert damit Ressourcenmangel für die Wirtschaft.Das besagt eine neue Studie der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG). Nur 10,4 Prozent der Produktionsmittel hierzulande stammen aus recycelten Materialien. Seit 2013 hat sich die Rate in Deutschland nur um 0,1 Prozentpunkte pro Jahr verbessert.

„Unternehmen müssen einen umfassenden Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft vollziehen – nicht nur für das grüne Gewissen, sondern weil ihnen sonst bald Rohstoffe fehlen“, sagt Holger Rubel, BCG-Senior-Partner und Autor der Studie. „Doch die Entwicklung hin zu einer zirkulären Wirtschaft schreitet zu langsam voran.“ Der Anteil der Kreislaufwirtschaft müsste bei mindestens 50 Prozent liegen, damit sich die Erde wieder regenerieren kann. „Selbst wenn die Wirtschaft ihre Anstrengungen verdoppelt, würde es derzeit immer noch rund 200 Jahre dauern, bis dieser Wert erreicht wäre“, so Rubel.
In den ersten acht Monaten dieses Jahres hat die Menschheit bereits so viele Rohstoffe verbraucht, wie der Planet nur in einem ganzen Jahr wiederherstellen kann.

Deutschland steht in der Regenerationsbilanz der Erde im Vergleich schlechter da als die meisten anderen Länder: Drei Erden pro Jahr wären notwendig, um den Ressourcenverbrauch weltweit zu decken, wäre er überall so hoch wie hierzu­lande.  Dieses für Wirtschaft und Gesellschaft existenzbedrohende Problem kann die Kreislaufwirtschaft lösen – und in ihr liegen große wirtschaftliche Möglichkeiten: „Das Marktpotenzial für die Rückgewinnung und Verwendung sowie den Verkauf von Sekundärrohstoffen in Deutschland wächst ab 2030 jährlich auf bis zu 200 Milliarden Euro – etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes“, sagt Rubel.

Mithilfe der Kreislaufwirtschaft können Unternehmen neue Marktsegmente und Umsatzpotenziale erschließen, etwa indem sie Geschäftsmodelle für Sharing- oder Product-as-a-Service-Modelle etablieren und so die Wertschöpfung in Deutschland treiben. Dabei kann die Kreislaufwirtschaft nicht nur den ökologischen Fußabdruck der Industrie verbessern, sie bringt auch messbare ökonomische Vorteile mit sich. Unternehmen, die kreislaufwirtschaftlich agieren, arbeiten rentabler: „Ressourcenintensive Industrien wie Hersteller von Autobatterien und Verpackungen oder das Bauwesen haben den höchsten Nutzen“, erläutert Holger Rubel. Die Produktion werde effizienter, wenn Rohstoffe wiederaufbereitet und mehrfach verwendet werden könnten.

Zudem können Unternehmen so die Kontrolle über ihre Lieferkette erhöhen. „Die COVID-19-Pandemie hat uns die Risikoanfälligkeit von Lieferketten vor Augen geführt. Die Nutzung von sekundären Ressourcen und deren Rückgewinnung vor Ort ermöglichen es den Herstellern, ihre Lieferketten im Falle künftiger Krisen wider­standsfähiger zu machen“, sagt Rubel.

Sie können die Studie hier herunterladen.

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