Deutschland ist auf Klimakurs

9 Apr.

Können die Klimaziele mit der aktuellen Klimaschutzpolitik erreicht werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die vom Umweltbundesamt veröffentlichte Treibhausgas-Projektion 2025. Mit ihrer Hilfe können Lücken rechtzeitig identifiziert und möglichst geschlossen werden.

Die Publikation „Ergebnisse kompakt“ gibt einen Überblick über die zukünftig erwarteten ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen ab dem Jahr 2025 und erklärt die kurz-, mittel- und langfristigen Treiber der Emissionsentwicklung. Der Schwerpunkt liegt auf den Trends und Klimazielen der Jahre bis 2030 (laut Bundes-Klimaschutzgesetz, KSG, und EU-Klimaschutzverordnung, ESR). Die Projektion gibt aber auch einen Ausblick auf die Entwicklungen nach 2030 und die Klimaziele in den Jahren 2040 und 2045. Auf Grundlage von Annahmen zu wirtschaftlichen Trends, Infrastrukturentwicklung, Strompreisen und Förderbedingungen werden die Entwicklungen in den einzelnen Sektoren untersucht und skizziert.

Die Projektionen werden gemäß dem Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) an den Deutschen Bundestag und den Expertenrat für Klimafragen sowie an die Vereinten Nationen und die EU berichtet.

Insgesamt zeigt die Projektion 2025 eine positive klimapolitische Bilanz. Weiterhin hoher politischer Handlungsbedarf besteht insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung der Zielvorgaben der Europäischen Klimaschutzverordnung (vor allem im Gebäude- und Verkehrssektor und in Teilen der Industrie), das langfristige Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045, sowie im sogenannten LULUCF-Sektor (Treibhausgasemissionen durch Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft).

Expertenrat für Klimafragen überprüft Ergebnis bis zum 15. Mai 2025

Das im Klimaschutzgesetz festgelegte Ziel für den Zeitraum 2021 bis 2030 wird laut der Projektion insgesamt eingehalten und sogar leicht übererfüllt. Vom gesetzlichen Emissionsbudget der Jahre 2021 bis 2030 in Höhe von rund 6,2 Milliarden Tonnen werden etwa 80 Millionen Tonnen nicht ausgeschöpft („Zielerreichungs-Puffer“). Der Expertenrat für Klimafragen soll dieses Ergebnis bis zum 15. Mai 2025 überprüfen und entscheidet mit seinem Prüfurteil, ob und wann die neue Bundesregierung ein neues Klimaschutzprogramm vorlegen muss.

Im Jahr 2021 projizierte das Umweltbundesamt für die Jahre 2021 bis 2030 noch Emissionen, die rund 1.200 Millionen Tonnen über dem Klimaziel lagen. Zu den seitdem erkennbaren Fortschritten im Klimaschutz trägt der Energiesektor mit etwa 60 Prozent der Verbesserung am stärksten bei. Rund 20 Prozent der errechneten Emissionsminderungen entfallen auf die Entwicklung in der Industrie.

Dahinter stehen klimapolitische Maßnahmen wie der europäische Emissionshandel, der starke Ausbau der Erneuerbaren Energien und das schnelle Ende der Kohleverstromung. Auch die konjunkturelle Lage wird in der Projektion berücksichtigt und trägt in begrenztem Umfang zur Emissionsreduktion bei. Sensitivitätsrechnungen zeigen zugleich, dass die Klimaziele auch bei anziehender Konjunktur erreichbar sind. Andere Sektoren tragen in Summe weitere 20 Prozent zu den Verbesserungen bei.

Weiter Handlungsbedarf in den Sektoren Gebäude und Verkehr

Die Emissionen im Verkehrssektor und im Gebäudesektor sinken zwar perspektivisch schneller als bisher, bleiben aber höher als die gemäß Klimaschutzgesetz avisierten Emissionsmengen. In der Landwirtschaft und im Abfallsektor sinken die Emissionen auch zukünftig weiter wie seit Beginn der Dekade. Die gesetzlichen Klimaziele werden hier erreicht.

Die verbindlichen Ziele der europäischen Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation) zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2021 bis 2030, insbesondere in den Sektoren Gebäude und Verkehr, werden von Deutschland deutlicher als bisher erwartet verfehlt. Die voraussichtliche Lücke ist in der aktuellen Projektion auf 226 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente geschätzt worden. Das sind 100 Millionen Tonnen mehr als in der Projektion des Vorjahres abgeschätzt. Die Vergrößerung der Lücke folgt insbesondere aus höheren Emissionen im Gebäudesektor. Hintergrund dafür sind unter anderem methodische Änderungen beim Einfluss der künftigen Witterungsverhältnisse auf den Heizbedarf und die Annahme, dass sich in den kommenden drei bis vier Jahren weniger Menschen als bisher erwartet beim Tausch ihrer Heizung für die Wärmepumpe entscheiden.

Klimawandel könnte Wälder als natürliche Kohlenstoffsenken weiter schädigen

Das Klimaschutzziel für den LULUCF-Sektor wird ebenfalls deutlicher verfehlt (um rund 60 Millionen Tonnen) als zuletzt projiziert. Ursache dafür sind vor allem die in Folge der Dürre entstandenen Schäden am Wald (4. Bundeswaldinventur). Hintergrund für die Projektion ist im Wesentlichen die Annahme, dass im Zuge des Klimawandels auch Extremwetterereignisse mit hohen Schäden in der Zukunft häufiger auftreten werden. Das schadet den Wäldern weiter, die bereits heute ihre wichtige Funktion als natürliche Kohlenstoffsenke im LULUCF-Sektor verloren haben.

Die projizierten Emissionen im Jahr 2030 liegen 63 Prozent unter dem Niveau von 1990. Das Klimaschutzziel für das Jahr 2030 von 65 Prozent Minderung bleibt damit greifbar.

Die Klimaschutzziele für 2031 bis 2040 und das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 werden mit den aktuellen Maßnahmen jedoch noch nicht erreicht. Die Emissionen für 2045 liegen nach der Projektion der aktuellen Maßnahmen 84 Prozent unter dem Niveau des Jahres 1990. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen: Je weiter man in die Zukunft schaut, desto unsicherer sind die getroffenen Annahmen zur Entwicklung des sozio-ökonomischen und regulatorischen Rahmens.

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