Von einem „bedenklichen Qualitätsniveau“ der Automobilbranche spricht eine Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Das Onlinemagazin trend.at berichtet darüber. Die Rückrufquote des ersten Halbjahres 2019 liegt nach dieser Studie weit über dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre.
Die sicherheitsrelevanten Mängel seien im Vergleich zum Gesamtjahr 2018 und auch gegenüber 2017 markant gestiegen. Die Rückrufquote liegt im ersten Halbjahr 2019 bei 233 Prozent – gemessen an den im selben Zeitraum zugelassenen Neuwagen. Sie liegt damit um 157 Prozent über dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre. Damit wurden 2,3 Mal so viele Autos in die Werkstätten zurückbeordert wie im gleichen Zeitraum neu verkauft wurden.
Die meisten Qualitätsprobleme gab es laut CAM-Report bei Subaru mit einer Rückrufquote von 664 Prozent. Bei Volkswagen liegt sie mit 490 Prozent ebenfalls weit über Durchschnitt. Mit sicherheitsrelvanten Problemen haben auch Mazda (417%) und FCA (Fiat Chrysler) (360%) und BMW (330%) zu kämpfen.
Die wenigsten Rückrufe gab es bei Nissan (12 Prozent), bei General Motors sind es 33 Prozent und bei Mitsubishi 37 Prozent. Auch Tesla ist mit einer Rückrufquote von 83 Prozent weit besser als sein Ruf. Ebenfalls eine relativ niedrige Rückrufquote weisen Hyundai, Toyota und mit einigem Abstand auch Volvo (181 Prozent) und LandRover (201 Prozent) auf.
In der längeren Perspektive betrachtet sehen nur wenige Hersteller gut aus. Zwischen 2011 und 2018 wurden über 258 Millionen Fahrzeuge wegen sicherheitsrelevanter Mängel in die Werkstatt gerufen. Im Mittel aller Hersteller lag die Rückrufquote bei 190 Prozent. Die größten Probleme hatten zwischen 2011 und 2018 die japanischen Hersteller Honda, Mitsubishi und Mazda. Sie mussten im Schnitt jedes Jahr mehr als dreimal so viele Fahrzeuge zurückrufen wie sie Neufahrzeuge verkaufen konnten.
Zu den Negativ-Spitzenreitern zählen in diesem Zeitraum Ford, Fiat Chrysler (FCA), BMW und Toyota. Die mit Abstand besten Rückrufquoten erzielen dagegen Volvo mit 46 Prozent und Jaguar Land Rover mit 79 Prozent. Deutlich besser als der Durchschnitt sind auch Nissan und Mercedes mit Quoten von 119 und 120 Prozent. Der Volkswagen Konzern kommt im Mittel auf 150 Prozent ähnlich wie der Wettbewerber Hyundai
„Wenn zehn von 16 der untersuchten Hersteller 2018 wegen sicherheitstechnischer Mängel mehr Fahrzeuge zurückrufen müssen als diese im gleichen Zeitraum verkauft haben, ist das ein bedenkliches Qualitätsniveau der Branche“, so CAM-Professor und Studienleiter Stefan Brazel. Das Qualitätsmanagement vieler Automobilhersteller trage den neuen globalen Anforderungen an die Produktsicherheit nicht Rechnung.
Autohersteller würden Qualitätsmängel und Unfälle billigend in Kauf nehmen, um ihre Gewinne zu maximieren, bewertet Stefan Brazel, Studienleiter des CAM-Institutes, die Ergebnisse. Und die Problematik spitze sich weiter zu.
So würden Elektromobilität, Vernetzung und (teil-)autonome Fahrfunktionen das Nutzerverhalten verändern und die Risiken erhöhen. „Die Cybersecurity von Fahrzeugen wird zum großen Sicherheits- und Qualitätsthema der Branche aufsteigen, das wesentlich über die Akzeptanz von neuen Wachstumsfeldern der Automobilindustrie entscheiden wird“.