In ISO 9001:2015 wird kein QM-Handbuch mehr gefordert. Kann unser Unternehmen jetzt auf QM-Dokumente generell verzichten?
Prof. Dr. H. J. Thomann: Wenn man unter QM-Handbuch eine Papierversion versteht, so lautet die Antwort ja. Eine Papierversion ist verzichtbar, wenn die Mitarbeiter und andere vom Unternehmen selbst definierte „interessierte Parteien“ andere Möglichkeiten bekommen, das QM-System einzuhalten (Mitarbeiter) bzw. es zu bewerten.
Die elektronische Form der Darlegung des QM-Systems, ggf. ergänzend ein knapp gefasstes (ohne Verfahrensanweisungen) gedrucktes QM-Handbuch, wird heute in vielen Organisationen angewendet. Wurden bisher bestimmte Dokumente, wie z. B. für die Audit-Durchführung, konkret gefordert, so lässt die Revision mehr Freiraum, für welche Prozesse entsprechend dokumentierte Vorgaben (maintain documented information) und Nachweise (retain documented information) erforderlich sind. Es werden dadurch in der Zukunft wahrscheinlich nicht weniger QM-Verfahrensanweisungen notwendig sein, in welcher Form auch immer.
Die Form der Darlegung war bisher schon frei, jetzt wird es noch deutlicher durch den Verzicht auf den Begriff „QM-Handbuch“. Ob als Papierversion oder unter HTML, ob als Teil einer umfassenden elektronischen Lösung im Wissensmanagement à la Wikipedia oder als eine internetfähige XML-Version – ganz ohne QM-Dokumente wird es auch in Zukunft nicht gehen. Dies wird deutlich in 7.5 der ISO 9001:2015. Vorgaben müssen sein, um die QM-Ziele zu erreichen, dazu ist die Dokumentation von Informationen unverzichtbar.