Arbeitnehmer reagieren auf aktuelle Unsicherheit

30 Jan

Fast jeder fünfte Arbeitnehmende in Deutschland erwägt derzeit eine Kündigung, um sich eine besser bezahlte Stelle zu suchen. Das zeigt das aktuelle Randstad Arbeitsbarometer 2023. 18,4 Prozent der Befragten geben an, sich angesichts von Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten mit einem Jobwechsel zu beschäftigen, um die täglichen Kosten weiterhin bestreiten zu können. 19,4 Prozent möchten die Stundenanzahl in ihrem aktuellen Job erhöhen; 16,6 Prozent haben sich bereits einen Nebenjob gesucht oder beabsichtigen dies in naher Zukunft.

„Viele Menschen haben durch die sprunghaft gestiegenen Preise schon jetzt Probleme, ihre alltäglichen Kosten zu decken. Andere könnten spätestens dann an ihre Belastbarkeitsgrenze stoßen, wenn Nachzahlungen für Strom und Gas auf sie zukommen“, erklärt Hans Christian Bauer, Director Legal & Social Affairs bei Randstad Deutschland. „Auch wenn sich die Arbeitgeber ihrerseits großen wirtschaftlichen Herausforderungen gegenübersehen, können sie überprüfen, ob und wie sie die Arbeitnehmenden gezielt unterstützen können – neben einer Gehaltserhöhung oder der Inflationsausgleichsprämie geht dies auch durch andere Benefits wie Tankgutscheine, ein Jobticket oder Möglichkeiten zu Remote Work.“

Denn zahlreiche Arbeitnehmende verändern in der Krise auch die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit: 18,2 Prozent geben an, vermehrt von zu Hause zu arbeiten, um Pendelkosten zu sparen. 13,5 Prozent dagegen verzichten auf Homeoffice, um ihre Energiekosten zu reduzieren. Unterstützung durch ihren Arbeitgeber haben 16,3 Prozent durch einen einmaligen Zuschuss zur Deckung der Lebenshaltungskosten erfahren; ebenfalls 16,3 Prozent beziehen eine monatliche Sonderzahlung. Für 9,0 Prozent wurde das Gehalt außerhalb des üblichen Rhythmus erhöht. 19,9 Prozent erhalten Unterstützung bei den Kosten für Energie, Verkehr und weitere tägliche Ausgaben. Mehr als die Hälfte (53,9 Prozent) gibt an, bislang keine zusätzliche Leistung erhalten zu haben.

Neben der Sorge um die eigene finanzielle Situation fürchtet mehr als jeder dritte deutsche Arbeitnehmende (40,1 Prozent), dass die globale wirtschaftliche Ungewissheit negativen Einfluss auf die Sicherheit seines Jobs haben könnte. Das gilt insbesondere für 18- bis 24-Jährige (46,8 Prozent) und Geringqualifizierte (45,0 Prozent). Beeinträchtigungen ihrer Karriere fürchten 38,5 Prozent der Befragten, so die Ergebnisse aus dem aktuellen Randstad Arbeitsbarometer. Entsprechend angespannt ist die Stimmung in vielen Unternehmen: Wie eine andere Randstad Studie – die ifo-Randstad-Personalleiterbefragung – schon in Q3/2022 offenlegte, ist die Atmosphäre in 79 Prozent der Unternehmen durch die Energiekrise insgesamt belastet.

„Mitarbeitende brauchen derzeit nicht nur monetäre Unterstützung, sondern auch Feingefühl im Umgang mit ihren Sorgen und Ängsten“, erklärt Hans Christian Bauer. In der Krise seien daher Führungskräfte und Personalabteilung besonders auch als Erklärer gefragt. Sie müssten einerseits Stabilität vermitteln und die Belegschaft in Entscheidungen einbinden. Andererseits müssten sie mehr als sonst ein offenes Ohr für die individuellen Belange ihrer Mitarbeitenden haben.

Für das Randstad Arbeitsbarometer werden seit 2003 in Europa, Asien-Pazifik sowie Nord- und Südamerika Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt, die mindestens 24 Stunden pro Woche einer bezahlten, nicht selbständigen/freiberuflichen Tätigkeit nachgehen. Die Mindeststichprobengröße beträgt 800 Interviews pro Land.

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