Resilienz im Gesundheitswesen: BVMed fordert skalierbare Strategien für Krisenfälle

10 Juli

Die zunehmenden Herausforderungen durch Krisen wie Pandemien, Naturkatastrophen oder militärische Bündnisfälle verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf zur Stärkung der medizinischen Versorgung. Stefan Geiselbrechtinger, Vorstandsmitglied des BVMed, hat in einer Rede bei der VDI-Veranstaltung „Zivilschutz – Medizintechnik in der Zeitenwende“ deutlich gemacht, dass resiliente Strukturen im Gesundheitswesen essenziell für Zivilschutz und Krisenvorsorge sind. Dual-Use-Strategien als Schlüssel zur Resilienz
Ein zentraler Ansatz ist die sogenannte Dual-Use-Strategie: Strukturen, die im täglichen Betrieb der zivilen Gesundheitsversorgung funktionieren, sollen durch Skalierbarkeit auch im Krisenfall eine erhebliche Entlastung bieten.

  • Skalierbare Infrastruktur:
    Die Entwicklung modularer Kapazitäten wie Containerkliniken oder erweiterte Reserven an Intensivbetten kann gezielt in das Notfallmanagement von Einrichtungen integriert werden. Diese Infrastruktur ist nicht nur im Bündnisfall relevant, sondern leistet auch in Friedenszeiten – beispielsweise bei Pandemien – einen wertvollen Beitrag zur Versorgung.
  • Verzahnung von zivilen und militärischen Einrichtungen:
    Die Bedeutung von Kooperationen zwischen zivilen Kliniken, Bundeswehrkrankenhäusern und Hilfsorganisationen ist hervorzuheben. Für das Qualitätsmanagement bedeutet dies, übergreifende Standards für Zusammenarbeit und Prozesse zu schaffen sowie effektive Kommunikations- und Koordinationsstrukturen im Krisenmanagement zu verankern.
  • Reserve-Pool für Personal:
    Das Fachpersonal bietet Potenziale in einer Art „Reservisten-Modell“. Mitarbeitende könnten speziell geschult werden, um im Krisenfall in Notfallstrukturen integriert zu werden – ein Ansatz, der insbesondere für Personalplanung und Schulungsprogramme in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern von Bedeutung sein könnte.

Digitalisierung als Enabler für Versorgungssicherheit
Die Rolle der Digitalisierung nimmt in den Überlegungen des BVMed eine Schlüsselposition ein. Gerade im Bereich Qualitätsmanagement, Prozesssteuerung und Datenaustausch kann die digitale Transformation wichtige Beiträge leisten:

  • Zentrales Katastrophenschutz-Portal:
    Es wird eine digitale Supply-Chain-Plattform vorgeschlagen, die Bestände medizinischer Produkte in Echtzeit erfassen und steuern kann. Solche Systeme, vergleichbar mit bestehenden Plattformen wie DEMIS (Deutsches Elektronisches Meldesystem für Intensivkapazitäten), könnten für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen essenziell sein, um im Krisenfall zuverlässig versorgt zu werden.
  • Flexibles Patient:innenmanagement:
    Einsatz von digitalen Steuerungssystemen zur Organisation der Aufnahme und Weiterleitung von Patienten sowie zur Optimierung der Kapazitäten zwischen verschiedenen Einrichtungen.
  • Telemedizin und KI-gestützte Analysen:
    Gerade für strukturschwache Regionen oder im Falle von Engpässen bietet Telemedizin eine Lösung, um Expertise verfügbar zu machen. Gleichzeitig können KI-Systeme für eine effiziente Patienten-Triage oder Frühwarnsysteme eingesetzt werden – Innovationen, die auch im Alltag einen Beitrag zur Effizienz und Qualität leisten.

Impulse für das Qualitätsmanagement
Die vorgeschlagenen Strategien und Maßnahmen des BVMed bieten zahlreiche Anknüpfungspunkte für das Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, insbesondere in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Der Fokus liegt nicht nur darauf, Krisenszenarien zu bewältigen, sondern strukturelle Verbesserungen zu erreichen, die auch in Nicht-Krisenzeiten die Versorgung optimieren.

  • Standardisierte Prozesse:
    Die Umsetzung dualer Systeme erfordert klar definierte und standardisierte Abläufe – ein zentraler Bereich des Qualitätsmanagements.
  • Resilienz-Initiativen:
    Die Auditierung und Zertifizierung von Resilienzstrategien könnten künftig wesentliche Aspekte werden – insbesondere im Hinblick auf Notfallmanagement und Lieferkettenstabilität.
  • Schulungs- und Trainingsmaßnahmen:
    Die regelmäßige Schulung von Personal in den Bereichen Notfall- und Krisenmanagement wird ein zentrales Element der Umsetzung resilienter Konzepte sein.

Fazit
Die Forderungen und Vorschläge des BVMed zeigen deutlich: Die Herausforderungen im Gesundheitswesen erfordern einen Wandel hin zu skalierbaren, resilienten Versorgungssystemen. Für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen bedeutet dies, ihre Prozesse und Strukturen im Hinblick auf Dual-Use-Strategien, Digitalisierung und Zivilschutz neu zu denken. Das Qualitätsmanagement kann hierbei eine zentrale Rolle einnehmen, um die notwendigen Standards und Abläufe zu etablieren, zu sichern und kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Resilienz ist kein Selbstzweck. Sie muss dem Menschen dienen – von den Patient:innen bis zu den Mitarbeitenden im Gesundheitssystem. Qualitätsmanagement bietet den organisatorischen Rahmen, um genau dies sicherzustellen.

Weiterführende Informationen des BVMed.

Wichtige Impulse zum Aufbau von resilienten Strukturen in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesen finden Sie in QM im Gesundheitswesen.