Die DAX-40-Konzerne geben pro Jahr zusammen eine Milliarde Euro für ihr gesellschaftliches Engagement aus. Eine neue Studie zum Corporate Citizenship der DAX-40 des Berliner Beratungsinstituts Wider Sense zeigt: Vor allem, wenn Unternehmen ihre eigene Expertise einbringen, entsteht ein großer Mehrwert für die Gesellschaft und Umwelt.
Das dritte Mal in Folge nimmt das Beratungsunternehmen Wider Sense das gesellschaftliche Engagement der DAX-40-Konzerne unter die Lupe und ermittelt ein Benchmark. Untersucht wurde u.a., wie strategisch die DAX-Unternehmen dabei vorgehen, um Wirkung für die Gesellschaft zu erzielen. Fazit: die große Mehrheit befindet sich ähnlich wie bei den Erhebungen 2017 und 2021 im engagierten Mittelfeld. Doch erstmals setzt sich ein Spitzenfeld ab: den drei Vorreitern Deutsche Post DHL, Deutsche Telekom und SAP gelingt es das Corporate Citizenship in ihr Kerngeschäft zu integrieren und ihr Engagement als Distinktionsmerkmal im ESG-Dschungel zu positionieren.
Eine weitere Erkenntnis: 69 Prozent der Befragten sehen die Gewinnung und Motivation von Mitarbeiter:innen als wichtigsten internen Treiber für gutes gesellschaftliches Engagement an. Mitarbeitende fragen zunehmend nach der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit und glaubwürdiges Corporate Citizenship hat hierbei eine positive Wirkung. Angesichts dieser Erkenntnisse arbeiten CSR-Abteilungen zunehmend enger mit ihren HR-Kollegen:innen zusammen, z. B. an Corporate Volunteering Angeboten und Employer Branding. Knapp 50 Prozent geben an regelmäßig mit mindestens zwei anderen Abteilungen zusammenzuarbeiten. Auch unternehmensextern wird der Wert von Corporate Citizenship eingesetzt. Gemeinsam mit dem Marketing werden wirksame Sozialprojekte entwickelt, die auf das Image des Unternehmens einzahlen.
Die Studie zeigt auch den engen Zusammenhang zwischen Glaubwürdigkeit und nachweislich erzielter Wirkung für die Gesellschaft. Erfolgreiche Praxisbeispiele sprechen für sich. So stellt Deutsche Post DHL ein weltweites, geschultes Team von Disaster Response Mitgliedern bereit, die bei Katastrophenfällen den UN-Organisationen zur Verfügung stehen. SAP unterstützt Sozialunternehmer:innen bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle und entwickelt gemeinsam mit ihnen eine Einkaufssoftware, bei der nachhaltige Anbieter herausgefiltert werden können. Die Deutsche Telekom startet eine vielfach beachtete Kampagne, bei der sie sich mit Partnerorganisationen „Gegen Hass im Netz“ einsetzt und dabei eng mit Landeskriminalämtern zusammenarbeitet, Aufklärung in Schulen betreibt und gegen Hasskommentare in der eigenen Netz-Infrastruktur arbeitet.
„Bei zahlreichen der DAX-40 Konzernen hat in den vergangenen Jahren eine Professionalisierung des Corporate Citizenship stattgefunden. Die Wirkungsmessung befindet sich insgesamt noch auf einem niedrigen Niveau. Allerdings ist erkennbar, dass sich Veränderungen vollziehen: vor allem bei Unternehmen im Mittelfeld und bei den Fortgeschrittenen, wo die Qualität deutlich zunimmt. Dies wird dringend erforderlich sein, damit Corporate Citizenship neben der offiziellen ESG-Berichterstattung nicht als unprofessionell erscheint.“, fasst Karenina Schröder, Mitglied der Geschäftsführung von Wider Sense, zusammen. „Der Druck auf die Unternehmen steigt. Es bietet sich hier die große Chance, Corporate Citizenship Abteilungen zum Kompetenzzentrum für gesellschaftlichen Mehrwert im Unternehmen zu etablieren. Diese sollten ergriffen werden.“, fordert Michael Seberich, Geschäftsführer von Wider Sense.
Grundlage der Studie sind 26 Interviews mit CSR-Verantwortlichen der DAX-Konzerne, Diskussionen mit Expert*innen zur ESG-Regulatorik, digitalem CSR-Management und Employer Branding sowie Vertreter*innen der globalen Zivilgesellschaft sowie eine Desktop-Recherche der aktuellen Jahres- und Nachhaltigkeitsberichte der DAX-Konzerne.
Die Studie Corporate Citizenship: Vom philanthropischen Außenseiter zum Kompetenzzentrum in nachhaltigen Unternehmen kann kostenlos in Deutsch und Englisch heruntergeladen werden.
Studie zu Corporate Citizenship: Vom philanthropischen Außenseiter zum Kompetenzzentrum in nachhaltigen Unternehmen