Wenige Mittelständler streben volle CO2-Neutralität an

16 Jun

Deutsche mittelständische Unternehmen gehen den Klimaschutz an: 79 Prozent der Unternehmen prüfen weitere Investitionen in Klimaschutz. Aber nur 40 Prozent haben eine ausformulierte Strategie, wie sie konkret dem Klimawandel begegnen möchte. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen branchenweiten Befragung deutscher Unternehmen im Mittelstand des Umfrage- und Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch und der Leuphana Universität Lüneburg.

Nur 17 Prozent der befragten Unternehmen wollen weiter auf die Nutzung regenerativer Energieträger verzichten. 71 Prozent arbeiten an der energetischen Sanierung ihrer Gebäude, fast zwei Drittel (63 Prozent) der produzierenden Unternehmen entwickeln aktuell Produktionsverfahren, die schad- und treibstoffarm sind. Fast zwei Drittel siedelt Verantwortung für Klimaschutz auf Ebene von Vorstand und Geschäftsführung an – der Rest darunter

„Die Realität bei Klimaschutzmaßnahmen deutscher mittelständischer Unternehmen ist deutlich besser, als es das öffentliche Bild vermuten lässt“, sagt Steffen Puhlmann, Direktor und Experte für Energie und Klima bei FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland. „Die Unternehmen haben sich in großer Zahl auf den Weg gemacht und damit begonnen, ganz konkrete Maßnahmen bereits umzusetzen, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Das belegen diese aktuellen Zahlen von Forsa.“

An der Finanzierung von zertifizierten Klimaschutzprojekten arbeiten 40 Prozent, um die eigenen Emissionen zu kompensieren. 52 Prozent der Mittelstandsunternehmen haben ausgesagt, derzeit eine eigene Klimastrategie zu entwickeln. Die energieintensiven, produzierenden Unternehmen sind Vorreiter. Hier verfügt die Hälfte stand heute über eine Klimastrategie. Zum Vergleich: Bei Dienstleistern ist es ein knappes Drittel (31 Prozent), im Handel sind es ein Viertel der befragten Unternehmen. Auch im Rahmen der Gesamtstrategie der Mittelständler hat das Thema an Relevanz gewonnen. 56 Prozent geben an, dass Klimaaspekte ein wichtiger Teil ihrer generellen Geschäftsstrategie sind.

Allerdings wollen nur elf Prozent der Unternehmen ihre Klimastrategie als Basis für die übergeordnete Unternehmensstrategie nutzen. „Es bleiben stand heute zumindest Fragezeichen, wie tief die Klimastrategien der Mittelständler wirklich wirken werden“, sagt Steffen Puhlmann. Denn nur 55 Prozent wollen auf Basis der Strategien ihre Kernprozesse verändern, 41 Prozent die Produktportfolios anpassen und 40 Prozent das Geschäftsmodell selbst reformieren. Dagegen sagen 79 Prozent, dass sie selektiv Prozesse anpassen wollen.

Dazu passt: CO2-Neutralität haben gerade einmal 28 Prozent als Ziel ihrer Klimaschutzmaßnahmen angegeben (Handel: 50 Prozent; Industrie: 34 Prozent; Dienstleistungen: 15 Prozent). Der größte Teil will CO2 reduzieren (72 Prozent). Die Hälfte will die laufenden Maßnahmen in fünf Jahren umgesetzt haben, ein Viertel in zehn Jahren. Der Rest plant dafür noch deutlich mehr Zeit ein.

Forsa hat im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch insgesamt 152 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistungen mit einem Jahresumsatz zwischen 40 Mio. Euro und 1 Mrd. Euro (deutscher Mittelstand) befragt, darunter rund 50 Prozent aus dem produzierenden Gewerbe.

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