Aufbau von Business-Ökosystemen

20 Dez

Die Zeiten, in denen Unternehmen in ihren Kerngeschäftsfeldern langfristig ganz alleine erfolgreich waren, sind seit Beginn der Digitalisierung vorbei. Wie eine aktuelle, branchenübergreifende Horváth-Studie unter mehr als 120 Topmanagern und -managerinnen zeigt, beschäftigen sich 85 Prozent der Unternehmen konkret mit Überlegungen zum Aufbau eines Business-Ökosystems.

„Die Profitabilität eines Unternehmens wird zukünftig stark davon abhängen, wie gut es branchenübergreifend und auch mit dem Wettbewerb vernetzt ist – und zwar nicht in losen Kooperationen, sondern in Form gemeinsamer Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsnetzwerke“, so Jörg Schönhärl, Partner für Strategie & Innovation bei Horváth.

Bisher ist allerdings weniger als jedes dritte Unternehmen über die Konzeptionsphase hinausgekommen. „Die Unternehmen hängen ihren Zielen in puncto Ökosystem aktuell noch stark hinterher. Wir rechnen aber in den nächsten Jahren mit einem sprunghaften Anstieg solcher vernetzter Strukturen – und das bedeutet, dass das Rennen um die wertvollsten Partner gestartet ist“, so Schönhärl. Vor allem Unternehmen mit großem Kundenstamm, Monopolstellung im Markt oder innovativem Geschäftsmodell seien begehrte Partner.

Für die Startphase eines Ökosystems favorisieren Unternehmen vier bis sechs Partner – aus Sicht der Studienautoren eine sinnvolle Größe, da eine zu hohe Komplexität die ohnehin herausfordernde Aufgabe erschwert. 81 Prozent der Befragten sind sich darüber im Klaren, dass für ein erfolgreiches, profitables Ökosystem Durchhaltevermögen gefragt ist. Was nicht bedeutet, dass nicht von vornherein eine Monetarisierungsstrategie dahinterstehen sollte.

Im Gegenteil, 70 Prozent der Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen sind der Überzeugung, dass die gemeinschaftlich angebotenen Produkte und Services einen Mehrwert stiften sollten, der monetär erfasst werden kann. Während die Faktoren „Purpose“ und „Wertversprechen“ eines Ökosystems von 44 beziehungsweise 49 Prozent der Befragten als sehr wichtig für den Erfolg bewertet werden, wird der Faktor „Alltagsrelevanz“ mit 23 Prozent vergleichsweise stiefmütterlich behandelt. „Alltagsrelevanz sichert die Kundenschnittstelle, lässt die Kunden wiederkommen und entscheidet über den langfristigen Erfolg eines Ökosystems“, so Jörg Schönhärl.

Dies gelte insbesondere für die Bereiche Mobilität und Wohnen, in denen zusammen eine Mehrheit von 62 Prozent den Aufbau eines Ökosystems anvisiert. Mobilität liegt mit 33 Prozent leicht vor dem Bereich Wohnen (29 Prozent), an dritter Stelle folgt mit großem Abstand der Bereich Gesundheit (8 Prozent). Die von Google etablierte „Zahnbürstenregel“, nach der ein Produkt optimalerweise ein- bis zweimal täglich verwendet werden sollte, ist Schönhärl zufolge auch von Ökosystemen zu beherzigen. „Mindestens ein Partner muss für den Kunden täglich relevant sein“, sagt ein befragter CEO einer Bank in der Studie.

Unterschätzt wird auch die Nutzung von Daten. Lediglich 36 Prozent der befragten Topmanager:innen bewertet eine Datenstrategie als sehr wichtig für den Erfolg eines Ökosystems. „Dem Ökosystem sollte von vornherein eine Datenstrategie zugrunde liegen, die konkret aufzeigt, wie, aus welcher Quelle und zu welchem Zweck Daten erhoben und eingesetzt werden sollen“, so Horváth-Experte Jörg Schönhärlw

Für die im Dezember 2021 veröffentlichte „Ökosystemstudie 2021 – Mechaniken und Bausteine für eine erfolgreiche Evaluation zum Ökosystem“ wurden branchenübergreifend 120 Topmanagerinnen und -manager zu ihren Präferenzen, Plänen und Einschätzungen befragt.

Die Studie ist hier verfügbar