Automobilindustrie: Kaum Fortschritte beim Thema Nachhaltigkeit

24 Okt

Die derzeitige Geschwindigkeit der Automobilbranche im Bereich Nachhaltigkeit wird nicht ausreichen, die CO2-Emissionen deutlich zu senken und die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Das geht aus der aktuellen weltweiten Studie „Sustainability in Automotive: From Ambition to Action“ des Capgemini Research Institute hervor. Aktuelle Herausforderungen wie die anhaltende Chip-Knappheit und Probleme in der Lieferkette haben zu einer Neuausrichtung der Prioritäten geführt.

So sind die Investitionen in Nachhaltigkeitsinitiativen von durchschnittlich 1,22 Prozent des Umsatzes 2019 auf 0,85 Prozent im Jahr 2022 zurück gegangen. Auch in Deutschland sind die Investitionen gesunken, wenngleich diese mit 1,11 Prozent noch deutlich über dem globalen Durchschnitt liegen. Die Zulieferer investieren jährlich einen größeren Anteil ihres Umsatzes (0,93 Prozent) als die Hersteller (0,79 Prozent). Auch die Umsetzung der wichtigsten Nachhaltigkeitsinitiativen hat sich in der Branche seit 2019 nur geringfügig verbessert und in einigen Bereichen sogar verschlechtert.

Der Europäische Green Deal und das Pariser Klimaabkommen machen es für die Automobilindustrie erforderlich, nachhaltigere Lösungen zu verfolgen, um die Klimaziele zu erreichen. Die Studie zeigt, dass sich eine große Mehrheit (70 Prozent) der Automobilunternehmen auf die Reduzierung der Gesamtemissionen in der gesamten Wertschöpfungskette konzentriert, einschließlich der Scope-1-, -2- und -3-Emissionen, von der Beschaffung bis zu den End-of-Life-Prozessen. Zwei Drittel (64 Prozent) der Automobilunternehmen erwarten eine Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2040, und 57 Prozent gehen über die Einhaltung von ESG-Vorgaben hinaus und machen Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Geschäftsfaktor.

Allerdings hat die Branche seit 2018 ihre Treibhausgasemissionen insgesamt nur um 5 Prozent reduzieren können, bis 2030 wird eine Reduzierung um 19 Prozent erwartet. Bei der derzeitigen Geschwindigkeit sind die Automobilunternehmen nicht in der Lage, das Gesamtziel des Pariser Klimaabkommens von Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen.

Die Studie zeigt, dass nur eine kleine Gruppe von Unternehmen (weniger als 10 Prozent) bei der Strategie und der Umsetzung von Nachhaltigkeit führend ist. Diese „Sustainability Leaders“ konnten ihre Emissionen seit 2018 bereits um durchschnittlich 9 Prozent senken (5 Prozent in der gesamten Branche). Erwartet wird, dass sie ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 35 Prozent reduzieren (im Vergleich zu einer prognostizierten durchschnittlichen Reduktion von 19 Prozent in der gesamten Automobilindustrie).

Gleichzeitig soll sich ihre betriebliche Effizienz bis 2026 um 22 Prozent verbessern (16 Prozent für den Rest der Unternehmen im gleichen Zeitraum). Dies lässt sich direkt auf ihre Nachhaltigkeitsinitiativen zurückführen, die zu einer höheren Transparenz in der Wertschöpfungskette beitragen. Die führenden Unternehmen konnten durch ihre Nachhaltigkeitsinitiativen zudem ihre Attraktivität für Talente steigern (18 Prozent gegenüber 10 Prozent bei den übrigen Unternehmen).

Die Unternehmen der Automobilindustrie konzentrieren sich auf die Reduzierung von Emissionen und priorisieren Initiativen, auf die sie direkten Einfluss haben, etwa die Herstellung und die Dekarbonisierung von Fahrzeugflotten. Der Studie zufolge ist der Einsatz von Initiativen für eine nachhaltige Lieferkette von 42 Prozent im Jahr 2019 auf 57 Prozent im Jahr 2022 (in Deutschland von 40 auf 60 Prozent) und die verantwortungsvolle Beschaffung von Metallen im gleichen Zeitraum von 33 Prozent auf 44 Prozent gestiegen (in Deutschland von 29 auf 63 Prozent).Die Studie verzeichnet jedoch einen rückläufigen Trend bei der Umsetzung von Initiativen zur Kreislaufwirtschaft.

Das Capgemini Research Institute befragte im Juli und August 2022 1.080 Führungskräfte aus großen Unternehmen in China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Japan, Schweden, Südkorea sowie die USA, darunter Automobilhersteller mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde US-Dollar, Automobilzulieferer und reine EV-Hersteller.

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