Blockchain – wo steht die deutsche Wirtschaft?

17 Okt

Eine knappe Mehrheit (54 Prozent) der Unternehmen in Deutschland hält die Blockchain für eine wichtige Zukunftstechnologie, rund ein Drittel (37 Prozent) zeigt sich dem Thema gegenüber aufgeschlossen – aber nur 5 Prozent haben Blockchain-Technologie im Einsatz. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 653 Unternehmen ab 50 Beschäftigten im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Weitere 7 Prozent sind in einer Implementierungs- oder Test-Phase, 9 Prozent sind in der Analyse- und Informationsphase und 10 Prozent diskutieren den Einsatz.

Vor zwei Jahren lag der Anteil der Unternehmen, die die Blockchain eingesetzt haben, erst bei einem Prozent. 87 Prozent gaben damals an, sich mit dem Thema noch überhaupt nicht beschäftigt zu haben, aktuell sind das mit 54 Prozent deutlich weniger. „Die Blockchain kann Prozesse sicherer und transparenter machen, zugleich eröffnet sie Chancen für neue Produkte und neue Geschäftsmodelle in den unterschiedlichsten Branchen“, sagt Benedikt Faupel, Bereichsleiter Blockchain beim Bitkom. „Wir sehen in der Wirtschaft keinen Blockchain-Boom, sondern ein langsames Herantasten und ein kontinuierliches Wachstum beim Einsatz.“

Nur 2 Prozent aller Unternehmen sehen sich beim Thema Blockchain an der Spitze, weitere 9 Prozent unter den Vorreitern. Aber etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) hält sich für Nachzügler, rund ein Viertel (26 Prozent) sieht sich abgeschlagen. Unter den Unternehmen, die Blockchain bereits nutzen, den Einsatz planen oder zumindest diskutieren, sehen sich 7 Prozent an der Spitze, 28 Prozent unter den Vorreitern, 48 Prozent unter den Nachzüglern und 11 Prozent abgeschlagen.

Das größte Potenzial sehen die Unternehmen, die bereits Blockchain nutzen, den Einsatz planen oder darüber diskutieren, bei der Nachvollziehbarkeit der Aktivitäten aller Partner einer Wertschöpfungskette (63 Prozent). Dahinter folgt die Blockchain als sicheres System zur Ausstellung von Zertifikaten bzw. Beglaubigungen (58 Prozent), als Transaktionssystem für das Internet of Things (48 Prozent), als interoperable Schnittstelle zum Datenaustausch (45 Prozent), zur Verbriefung von realen Gütern und Finanztiteln (44 Prozent) sowie ganz allgemein zur Abwicklung von Geschäften auf vermittlerfreien digitalen Marktplätzen (42 Prozent). Weiterhin wird der sehr Bedeutung  zugesprochen für das Identity-Management von Personen, Maschinen und Sensoren, für das Einsammeln von Finanzmitteln (39 Prozent) sowie für ein Datenqualitätsmanagement (36 Prozent).

Die Unternehmen, die bereits Blockchain nutzen, dies planen oder darüber diskutieren, haben große Erwartungen an die Technologie. 95 Prozent sagen, dass sie mit ihrer Hilfe ihre Produkte und Dienstleistungen anpassen können. 85 Prozent glauben, damit neue Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können und rund zwei Drittel (68 Prozent) wollen damit sogar neue Geschäftsmodelle entwickeln. 80 Prozent erwarten, Transaktionskosten reduzieren zu können.

Als größte Hürden für den Blockchain-Einsatz werden fehlendes qualifiziertes Personal (84 Prozent) und fehlendes technisches Know-how (82 Prozent) am häufigsten genannt. Dahinter folgen rechtliche Unsicherheiten (76 Prozent), Anforderungen an den Datenschutz (72 Prozent) bzw. an die IT-Sicherheit (70 Prozent). Allerdings spielen auch Zweifel an der Technologie eine Rolle. Zwei Drittel fehlt es an belastbaren Use Cases (67 Prozent), ähnlich viele halten die Technologie noch nicht für ausgereift (64 Prozent). 61 Prozent beklagen eine fehlende Standardisierung von Blockchain-Anwendungen (61 Prozent), 53 Prozent eine fehlende Skalierbarkeit und Performance. Rund ein Viertel fehlt es zudem an Zeit (29 Prozent) oder an Unterstützung durch die Geschäftsführung (27 Prozent). Nur 6 Prozent halten andere Technologien für überlegen.

Beim Thema Blockchain und Nachhaltigkeit gehen die Meinungen auseinander. Zwei Drittel (64 Prozent) meinen, dass der Blockchain-Einsatz den CO2-Fußabdruck in Lieferketten transparent machen könne. Die Hälfte (51 Prozent) erwartet, dass der CO2-Zertifikatshandel verbessert und so ein Beitrag für mehr Nachhaltigkeit geleistet werden kann. 51 Prozent sagen aber auch: Die Blockchain-Technologie verbraucht zu viel Energie. „Der Energiebedarf der Technologie hängt stark von der verwendeten Blockchain ab – hier wurden in den letzten Jahren große Verbesserungen erreicht. Zugleich kann die Blockchain gerade beim Thema Nachhaltigkeit durch Transparenz und Nachvollziehbarkeit einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt Faupel.

Die Unternehmen wünschen sich in der Breite mehr Einsatz von der Politik für die Blockchain. 70 Prozent wollen ein Update der Blockchain-Strategie der Bundesregierung, ebenso viele möchten, dass Behörden Vorreiter beim Blockchain-Einsatz werden. 57 Prozent plädieren für eine stärkere Förderung der Aus- und Weiterbildung von Blockchain-Expertinnen und -Experten. Zugleich glauben 83 Prozent, dass deutsche Politiker die Bedeutung der Blockchain-Technologie noch nicht erkannt haben.

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