Auch in der Immobilienwirtschaft ist angesichts des politischen Ziels der Treibhausgasneutralität und des Green Deal der EU, allen voran die Taxonomieverordnung, ein Umdenken notwendig. Um Immobilien gemäß der ESG-Logik (d. h. in Bezug auf Umwelt, Soziales, Unternehmensführung; auf Englisch: Environment, Social, Governance) nachhaltig entwickeln, planen, bauen und betreiben zu können, sind digitale Daten unverzichtbar. Hier setzt die DIN SPEC 91475 an, die das Deutsche Institut für Normung (DIN) veröffentlicht hat.
Der Standard benennt und definiert mögliche Datenpunkte für Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit. Das sind zum Beispiel das Klimarisiko eines Standorts, die Ressourcenverbräuche verwendeter Materialien oder die CO₂-Intensität des Betriebs. DIN SPEC 91475 strukturiert, benennt und definiert Datenpunkte, welche für eine Bewertung der ökologischen Güte eines Gebäudes zugrunde gelegt werden können, unabhängig vom ESG-Standard und der Nutzungsart des Gebäudes.
Die Datenpunkte sind neutral und können für die spezifischen Bedarfe unterschiedlicher Bewertungen des E (Environmental) passend kombiniert werden. Sie bilden die Basis, auf die andere Systeme referenzieren können und ermöglichen Transparenz, weil die Datenpunkte überall einheitlich nach DIN SPEC 91475 vorliegen. Dazu zählen das Erheben und Erfassen gebäudespezifischer Daten, beispielsweise mit Blick auf Zirkularität, Schadstoffe, oder Umweltbelastung. Weiterhin spielen Verbrauchsdaten im Betrieb – heutzutage möglichst in Echtzeit – und selbstverständlich auch standortbezogene Daten im Zusammenhang mit Boden, Wasser, Temperatur, aber auch Luftverschmutzung und Naturgefahren für die Bewertung der Nachhaltigkeit ebenfalls eine wesentliche Rolle.
Zwar existieren bereits spezifische Daten zu Einzelaspekten der ökologischen Performance von Gebäuden. Ihre Erhebung, aber auch die Daten selbst folgen bisher jedoch keiner branchenweit einheitlichen Logik bzw. Struktur und können daher nur fallbasiert ausgewertet werden. Der ESG-Status quo kann so nur uneinheitlich und unzureichend erfasst und für die Umsetzung der Klimaziele auf Objektebene nicht operationalisiert werden. Somit können Immobilien nicht nachhaltig und klimaneutral gemanagt werden.
Die gemeinsame Datensprache richtet sich an Banken, Investoren, Projektentwickler, Planer, Bauunternehmen, Asset- und Fondsmanager, Immobilienbesitzer und -entwickler, Plattformbetreiber, Verbände und Service-Provider sowie Hersteller von IoT-Technologien und PropTech-Unternehmen. Auf Basis der DIN SPEC 91475 und durch die Zusammenarbeit aller beteiligten Parteien bei der Analyse, Bewertung und der systematischen ökologischen Transformation von Bestandsgebäuden sollen neue Anwendungsbereiche und -systeme entstehen und damit erhebliche Fortschritte in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz erzielt werden.
Erarbeitet wurde der Standard von einem hochkarätigen Konsortium aus Expertinnen und Experten folgender Organisationen: Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V., blackprintpartners GmbH, Madaster Germany GmbH, 21 Real Estate GmbH, Realcube GmbH, LIST AG, Lookthrough AG, pom+ Deutschland GmbH, white energy GmbH.
Die DIN SPEC 91475 steht hier zum kostenlosen Download bereit.