ESG-Studie: Große Ambitionen, geringer Tatendrang

15 Feb

Weltweit setzen sich Unternehmen ambitionierte ESG-Ziele, doch nur 6 Prozent setzen die dafür erforderlichen Maßnahmen in voller Konsequenz um. Die meisten (53 Prozent) stecken noch in einem relativ frühen Stadium der ESG-Transformation und ergreifen nur grundlegende Maßnahmen wie den Ausgleich von Kohlenstoffemissionen durch CO2-Zertifikate. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „ESG Empowered Value Chains 2025“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC).

Laut der Studie, für die über 900 Führungskräfte weltweit zum Status quo ihrer ESG-Transformation befragt wurden, hadern viele Unternehmen mit der Umsetzung der teilweise komplizierten und schwierig zu messenden Maßnahmen etwa bei der Neugestaltung von Produkten oder der Verbesserung von Vielfalt und Integration. Eine kleine Gruppe fortgeschrittener Unternehmen, von der Studie als ESG-Champions kategorisiert, bemüht sich indes, ESG-Maßnahmen in ihre gesamte Wertschöpfungskette einzubinden, um sich selbst und ihre Lieferanten nachhaltiger und wettbewerbsfähiger zu machen.

Die Studie zeigt, dass sich die Einstellung gegenüber der Transformation zu ESG-getriebenen Geschäftstätigkeiten als Treiber für Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit stark verändert hat. Eine kleine Gruppe von Champion-Unternehmen (6 Prozent) tätigen unter diesen Vorzeichen hohe Investitionen und verzichten auf kurzfristige Gewinne, um ihr Unternehmen langfristig nachhaltig zu gestalten. „Die ESG-Champions weisen ähnliche Merkmale auf“, erklärt Stefan Schrauf, EMEA Operations Lead bei PwC Deutschland. „Sie sind in der Regel größer und haben einen Umsatz von mehr als 3 Milliarden Euro. Sie sind besser darin, Pläne zu machen, sie mit konkreten Maßnahmen zu untermauern und sie langfristig zu verfolgen.“

ESG-Champions verfügen über detaillierte, kurz- und langfristige Roadmaps, die die meisten ihrer Wertschöpfungsketten abdecken. Außerdem haben sie einen umfassenden Überblick hinsichtlich der Menschenrechtsrisiken in ihren Wertschöpfungsketten sowie robuste, produktspezifische Standards für Bereiche wie den Tierschutz oder die Rohstoffbeschaffung. Mehr als 70 Prozent ihrer Produkte und Dienstleistungen stehen im Einklang mit ESG-Zielen. Sie haben ESG-Ziele und KPIs, die mit den Unternehmenszielen verknüpft und auf die operativen Funktionen heruntergebrochen sind, sowie einer regelmäßigen Überwachung unterliegen.

81 Prozent der Champions richten ihre Geschäftsmodelle in erheblichem Maße neu aus, indem sie beispielsweise auf zirkuläre Geschäftsmodelle umstellen oder ihr Produktportfolio an die ESG-Ziele anpassen. Im Vergleich dazu tun dies nur 15 Prozent der anderen Unternehmen. ESG-Champions sind darüber hinaus auch bei der Digitalisierung weiter und verfügen über ein höheres Maß an Datentransparenz und -zugänglichkeit. 81 Prozent geben an, dass ihre ESG-Daten vollständig verfügbar sind und für die Entscheidungsfindung genutzt werden. Zum Vergleich: Nur 13 Prozent der Unternehmen abseits der Champions behaupten das von sich.

Die meisten Unternehmen geben an, dass unzureichende IT-Infrastrukturen, ein Mangel an digitalen Lösungen und ein eingeschränkter Datenzugang zu den wichtigsten ESG-Herausforderungen gehören. Weil sich die digitalen Fähigkeiten vieler Unternehmen noch in der Entwicklung befinden, sind diese Ergebnisse nur wenig überraschend. So haben aktuelle PwC-Untersuchungen gezeigt, dass sich 64 Prozent der Unternehmen aus der industriellen Fertigung noch in der Anfangsphase der digitalen Transformation befinden. Die Studie veranschaulicht, dass ein hohes Maß an Digitalisierung für die Umsetzung von ESG-Maßnahmen unerlässlich ist – insbesondere im Hinblick auf die dafür notwendigen Daten.

Die Ergebnisse der Studie untermauern die These, dass sich eine Kluft zwischen den Vorreitern und den Nachzüglern bildet. Während die einen schnell handeln und ESG-Standards auf breiter Basis umsetzen, fallen diejenigen, die sich lediglich auf das Minimum verständigen, weit zurück.

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