Fachkräftemangel ist Top-Thema der Personalarbeit

3 Nov

Die Personalverantwortlichen deutscher Unternehmen sehen 2022 erstmals ein Thema an der Spitze ihrer Agenda, das im Vorjahr noch auf Platz 5 rangierte: den Mangel an Fachkräften, insbesondere im IT-Bereich. Dies geht aus der aktuellen Studie „Trends in Vergütung und HR 2022/2023“ der Unternehmensberatung Lurse hervor. In den Abteilungen für Human Ressources (HR) werden aber auch Fragen der Digitalisierung, der Mitarbeiterführung, des Employer Brandings und des Talent Managements nach wie vor als wichtig angesehen.

Auf die Frage „Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Themen in der Personalarbeit?“ nannten in diesem Jahr 82 Prozent der befragten Unternehmen das Problem Fachkräftemangel an erster Stelle, 19 Prozent mehr als im Vorjahr.  Im Ranking der wichtigsten HR-Fragen stieg das Thema von Platz 5 auf Platz 1. „Dieser starke Bedeutungszuwachs ist angesichts der aktuellen politischen Situation, der hohen Inflation und des Rückgangs der Corona-Maßnahmen nachvollziehbar“, sagt Birgit Horak, Managing Partner bei Lurse. „Die Unternehmen berichten uns von einer gestiegenen Fluktuation in den unterschiedlichsten Bereichen und von einem angespannten Bewerbermarkt.“ Das liege auch daran, dass sich das Einzugsgebiet für Rekrutierungen durch die Zunahme mobiler Arbeit erweitert habe. Die Folge seien deutlich gestiegene Gehaltsforderungen und erhöhte Einstiegsgehälter.

Am deutlichsten macht sich der Mangel an Fachkräften im IT-Bereich mit 79 Prozent der Nennungen bemerkbar. Mit weitem Abstand folgen Engineering, Sales & Support und Forschung und Entwicklung. Fast jedes zweite Unternehmen gibt an, Schwierigkeiten zu haben, Auszubildende oder Hochschulabsolventen zu finden.

Die Digitalisierung der Personalarbeit stand über Jahre stabil an der Spitze des Rankings der wichtigsten HR-Trends. In diesem Jahr fiel sie mit 80 Prozent auf den zweiten Platz. Sieben von zehn Firmen gehen davon aus, dass Fragen der Digitalisierung weiter an Bedeutung gewinnen und 84 Prozent gehen diese aktiv an. „Um ihre Personalangelegenheiten zu verschlanken, haben 88 Prozent der befragten Unternehmen bereits einen Manager Self Service und 91 Prozent einen Employee Self Service realisiert – Tendenz steigend“, sagt Horak. Der Manager Self Service betrifft unter anderem Prozesse wie die Genehmigung von Dienstreisen oder die Rekrutierung externer Mitarbeitender, das Berichtswesen oder das Performance Management, also beispielsweise Leistungsbeurteilungen und Zielvereinbarungen. Ein Employee Self Service kann z. B. Urlaubsanträge, Reisekosten- und Gehaltsabrechnungen, aber auch die Verwaltung von Arbeitszeiten vereinfachen.

Das Thema Mitarbeiterführung bleibt mit 73 Prozent weiter eines der Top 3 Themen. Etwa zwei Fünftel der Befragten gaben an, dass sich in ihren Unternehmen das Verständnis von Leadership im Laufe der vergangenen Jahre verändert habe, und in etwa die Hälfte der Befragten gehen für die Zukunft von einer wachsenden Bedeutung der Thematik aus. Während der Pandemie zeigte sich, dass Führung auch über einen längeren Zeitraum aus der Distanz erfolgen kann. Sie muss Präsenz zeigen, aber nicht ständig vor Ort sein. Das Vertrauen in die Beschäftigten ist in der Krise gewachsen, denn die Zusammenarbeit hat auch ohne unmittelbaren Kontakt gut funktioniert. Letztlich seien gute Ergebnisse wichtiger als die Präsenz am Arbeitsplatz, so einige der Befragten. Dennoch: Die persönliche Zusammenarbeit wird nach wie vor als wichtig angesehen. Trotz der Chancen, die digitale Arbeitsplätze bieten, wollen die Unternehmen nicht auf die Vorteile direkter Interaktion verzichten.

Zu den Top Ten der wichtigsten HR-Trends gehören laut der Lurse Studie auch das Employer Branding mit 70 Prozent der Nennungen, dicht gefolgt von den Themen Talent Management und Performance Management. „Employer Branding-Strategien, mit denen Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern, sind nach wie vor wichtig für den Einsatz von HR-Instrumenten“, so Philipp Dienstbühl, Manager bei Lurse. „Wie schon im letzten Jahr wird die Work Life Balance bzw. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit 83 Prozent am häufigsten genannt. Gerade gut ausgebildete Fachkräfte beurteilen Unternehmen in zunehmendem Maße auch nach nicht-monetären Leistungen.“ Um den gestiegenen Gehaltserwartungen gerecht zu werden, ergänzen viele Arbeitgeber die rein monetäre Vergütung durch attraktive Benefitprogramme und die gezielte Entwicklung von Karrieremodellen.

Für die jährlich durchgeführte Studie befragte Lurse zwischen Mai und August 2022 online Personalverantwortliche aus 244 deutschen Unternehmen. Bei ihnen handelt es sich überwiegend um große Mittelständler sowie DAX- und MDAX-Konzerne aus allen für Deutschland relevanten Branchen: von IT- und Elektronik-Anbietern über Finanzdienstleister, Fahrzeug- und Anlagenbauer bis zu Pharma-, Chemie- und Energieunternehmen.

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