Trotz der vielen Vorteile, die Technologiemärkte bieten, liegt die Beteiligung deutscher Unternehmen auf solchen Märkten zum Teil deutlich hinter der von Unternehmen anderer Länder zurück. Das stellt das neue Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) heraus. Der Bezug von IP-Rechten auf Märkten, auf denen technologisches Wissen in Form von Rechten zum Schutz geistigen Eigentums (sogenannte IP-Rechte) wie z.B. Patenten gehandelt wird, könne erheblich zum Innovationserfolg eines Unternehmens beitragen.
„So weisen innovative Unternehmen, die IP-Rechte über Technologiemärkte bezogen haben, einen um 4,5 Prozentpunkte höheren Umsatzanteil mit Produktinnovationen auf als vergleichbare Unternehmen ohne solche IP-Rechte“, erklärt Prof. Dr. Irene Bertschek vom ZEW Mannheim und stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission. Wie wichtig Technologiemärkte sind, zeigt sich zudem daran, dass gemäß einer repräsentativen Erhebung 63,6 Prozent der deutschen Unternehmen, bei denen der fehlende Zugang zu IP-Rechten Innovationen hemmte, auf Innovationen verzichteten. Kein anderes Innovationshemmnis wurde häufiger als Grund für den Verzicht auf Innovationen genannt.
Als „besonders kritisch“ erachtet die EFI laut Irene Bertschek, dass „die Übertragungen von am Deutschen Patent- und Markenamt angemeldeten Patenten – auch im Verhältnis zu den Anmeldungen – in den letzten zwei Jahrzehnten stark zurückgegangen sind“. Gerade in Anbetracht der aktuellen großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel und demografische Entwicklung gilt es, dieses brachliegende Potenzial ungenutzter Patente zu heben.
„Technologiemärkte“, so Prof. Dr. Carolin Häussler von der Universität Passau und Mitglied der Expertenkommission, „können erheblichen ökonomischen und gesellschaftlichen Nutzen schaffen. Denn sie bieten die Möglichkeit, das von einem Unternehmen entwickelte Wissen mit den komplementären Kompetenzen und Ressourcen eines anderen Unternehmens zusammenzubringen, das dieses Wissen besser in die Anwendung bringen kann als der bisherige Eigentümer. Diese Möglichkeit, eine neu entwickelte Technologie nicht mehr selbst am Markt platzieren zu müssen, aber von ihrer Entwicklung zu profitieren, gibt zusätzliche Anreize, in Forschung und Entwicklung zu investieren. Technologiemärkte begünstigen somit eine effizientere Arbeitsteilung im Innovationsprozess“.
Die Funktionsfähigkeit von Technologiemärkten wird jedoch durch eine Reihe von Hemmnissen eingeschränkt. „So ist es insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen auf Technologiemärkten oftmals schwierig, geeignete Handelspartner zu finden oder den Wert von IP-Rechten verlässlich einzuschätzen“, erklärt Prof. Dr. Uwe Cantner von der Universität Jena und Vorsitzender der Expertenkommission.“ Bei IP-Rechten gehr es häufig um komplexe Technologien, über die das Unternehmen, das seine IP-Rechte verkaufen will, besser Bescheid weiß als ein potenzieller Käufer. Hinzu kommt mangelndes Vertrauen in die Technologiemärkte, dass sie sichere und faire Transaktionen gewährleisten können.
„Vor allem kKMU sollten bei Aktivitäten auf Technologiemärkten unterstützt werden“, so Cantner. Hierzu fordert die EFI, bestehende Initiativen zur Förderung der Patentierung und Verwertung von Erfindungen wie etwa das Förderprogramm „WIPANO – Wissens- und Technologietransfer durch Patente und Normen“, fortzuführen und auszuweiten sowie die Ausarbeitung von Standardverträgen für die Übertragung von IP-Rechten weiter voranzutreiben. Flankierend dazu empfiehlt die EFI, bestehende Verwertungsstrukturen an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, insbesondere Technologietransfer und Patentverwertung, weiter zu professionalisieren sowie unternehmerischer und wettbewerblicher auszurichten.