Industriefirmen verschlafen Digitalisierung?

25 Mai

In der Industrie hat sich eine digitale Zweiklassengesellschaft etabliert: Laut der aktuellen Studie „Zukunft Industrie 2023“ der Unternehmensberatung Staufen treiben 49 Prozent der befragten Unternehmen die Digitalisierung aktiv voran. Der Rest verharrt derzeit in Einzelprojekten oder hat bislang noch keinen echten Zugang zu dem Thema gefunden. Für die Studie hat die Unternehmensberatung mehr als 400 Industrieunternehmen aus der DACH-Region befragt.

Nur jedes zweite Industrie-Unternehmen geht bei der Digitalisierung strategisch vor. Und digitale Geschäftsmodelle sind bisher in vielen Betrieben noch Fehlanzeige. „Viele Unternehmen tasten sich derzeit immer noch mit verschiedenen, nicht immer aufeinander abgestimmten Einzelprojekten an das Thema heran“, so Staufen-Analyst Michael Feldmeth. Der große Wurf in Sachen Digitalisierung erfolge zumeist nicht. Im Gegenteil: In der Industrie habe sich eine digitale Zweiklassengesellschaft etabliert.
Immerhin führen laut der Studie 59 Prozent der Unternehmen trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage ihre Digitalisierungsprojekte unverändert fort. Und 44 Prozent hätten sogar neue Projekte gestartet. Die meisten (86 Prozent) versprechen sich davon eine Effizienzsteigerung. Drei Viertel erwarten zudem mehr Transparenz in den Prozessen und in 57 Prozent der Firmen soll die Digitalisierung helfen, Kosten zu senken.

Das größte Potenzial sieht die Branche der Erhebung nach neben der Produktion (62 Prozent) vor allem in der Optimierung des Supply-Chain-Netzwerks (60 Prozent). „Alle Unternehmen wissen, dass sie digitalisieren müssen. Viele wissen aber noch nicht, wie sie das Beste aus der Digitalisierung herausholen können und starten daher mit Projekten zur Effizienzsteigerung“, sagt Digitalisierungs-Experte Feldmeth.

Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sollte oberste Priorität haben. „Die Vorreiter von Industrie 4.0 haben dies bereits bei der Implementierung der Technologie strategisch im Blick“, weiß der Fachmann. Allerdings treibe nur jedes zweite Unternehmen die Digitalisierung strategisch voran. So böten zwar fast drei Viertel der Firmen Produkte und Dienstleistungen mit Industrie-4.0-Funktionalitäten an, aber nur drei Prozent hätten bisher auch neue Geschäftsmodelle auf digitaler Basis entwickelt.

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