KfW Research: Innovationstätigkeit im Mittelstand tritt auf der Stelle

22 Feb

Die Innovationsaktivitäten im Mittelstand verharren auf niedrigem Niveau. Wie der aktuelle KfW-Innovationsbericht von KfW Research zeigt, haben in den zurückliegenden drei Jahren 2020-2022 vier von zehn kleinen und mittleren Unternehmen mindestens eine Innovation hervorgebracht. Das sind rund 1,5 Millionen mittelständische Unternehmen. Die Innovatorenquote von 40 Prozent bleibt damit gegenüber der Vorperiode 2019-2021 unverändert. Auch die Innovationsausgaben betragen wie im Vorjahr 34 Mrd. EUR (in laufenden Preisen). Inflationsbereinigt bedeutet dies einen geringfügigen Rückgang.

Anders als die Investitionen, bei denen sich 2022 sowohl ein Anstieg bei der Zahl investierender Unternehmen als auch beim Investitionsvolumen zeigt, konnten die Innovationen im Mittelstand folglich nicht von der konjunkturellen Erholung nach dem Abklingen der Corona-Pandemie profitieren. Die Kluft zwischen den Ausgaben der KMU für Innovationen auf der einen und Sachinvestitionen auf der anderen Seite ist nochmals größer geworden; Sachinvestitionen belaufen sich aktuell auf rund das Siebenfache der Innovationsinvestitionen.

„Die Corona-Pandemie wirkt noch stark nach: Die Innovationstätigkeit im Mittelstand zeigt ‚Long Covid‘-Symptome“, erklärt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Während der Coronajahre seien nur wenige Innovationsideen entwickelt worden, Entscheidungen über Innovationen wurden verschoben: das fehlt nun beim Output aus dem Innovationsprozess“. Zudem sei die Innovationstätigkeit stark an den Geschäftserwartungen der Unternehmen orientiert, die bereits im Frühjahr 2022 wieder gesunken sind.

Blickt man genauer auf die innovativen Unternehmen, so zeigt sich, dass die Innovationsaktivitäten nicht gleichmäßig über die einzelnen Unternehmensgruppen verteilt sind: Vorreiter bei Innovationen sind auslandsaktive Unternehmen, solche, die eigene Forschung und Entwicklung betreiben und Mittelständler, die Akademiker beschäftigen. Zudem zeigt sich: Je kleiner ein Unternehmen ist, umso seltener bringt es Innovationen hervor. Von den Firmen mit weniger als 5 Beschäftigten sind 36 Prozent innovativ, unter den großen Mittelständlern mit mehr als 50 Mitarbeitern erreicht der Anteil 71 Prozent.

Mit steigender Unternehmensgröße steigt auch die Höhe der Innovationsausgaben. Ein wichtiger Grund dafür ist der hohe Fixkostenanteil bei Innovationen. Kleinunternehmen werden stärker belastet, selbst wenn sie sich auf vergleichsweise „kleine“ und eine geringe Anzahl an Innovationsvorhaben konzentrieren. Als Folge davon sind die Innovationsausgaben im Mittelstand stark auf große Unternehmen konzentriert.

Unter den innovationshemmenden Faktoren rangieren kompetenz- und finanzierungsbezogene Hemmnisse auf den vorderen Rängen: Jeweils 34 Prozent der Mittelständler geben an, dass hohe Innovationskosten und der Mangel an Fachkräften ihre Innovationstätigkeit bremsen. KfW Research hat in einer repräsentativen Sonderauswertung die Stellenbesetzungsprobleme innovativer Unternehmen intensiver beleuchtet: Der Fachkräftemangel hat infolge der demografischen Trends hierzulande bereits jetzt bedeutende Ausmaße angenommen, aktuell rechnet jedes zweite innovative mittelständische Unternehmen (52 Prozent) mit Problemen bei der Personalrekrutierung. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei nur 35 Prozent. Vor allem der Nachwuchs hat sich in den zurückliegenden Jahren schon verknappt, das Problem der aus dem Arbeitsleben ausscheidenden Babyboomer-Generation wird in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen.

Dabei sind innovative Unternehmen als Arbeitgeber ähnlich attraktiv wie nichtinnovative. Die ausgeprägten Stellenbesetzungsprobleme innovativer Unternehmen sind darauf zurückzuführen, dass sie oft höhere Anforderungen an ihre Bewerber stellen als nichtinnovative Unternehmen. Die innovativen Unternehmen sind sich der Problematik bewusst und bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs besonders aktiv. Dabei setzen sie auf ein breites Maßnahmenbündel: Investitionen in die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden spielen am häufigsten eine Rolle (39 Prozent), etwa bei der Ausbildung von Fachkräften, Weiterbildung inkl. innerbetrieblichem Austausch, Förderung und Bindung von Schlüsselpersonal. Es folgen allgemeine personalpolitische Maßnahmen (38 Prozent) wie längeres Halten älterer Mitarbeiter, Fördern der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Anwerbung ausländischer Fachkräfte, sowie – in einem geringeren Umfang – Maßnahmen zur Verringerung des Fachkräftebedarfs (19 Prozent) wie Rationalisierungsmaßnahmen.

Den aktuellen KfW-Innovationsbericht sowie die Sonderauswertung von KfW Research zum Thema Stellenbesetzungsprobleme in innovativen Unternehmen gibt es hier.