Mit Wearables zur Fabrik 4.0

16 Nov

Ob intelligente Fitnessarmbänder, Datenbrillen oder smarte Uhren: So genannte Wearables sind im privaten Alltag längst angekommen. Auch in der produzierenden Industrie, selbst bei KMU, kann der Einsatz eine Unterstützung sein. Nika Perevalova, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich »Cognitive Engineering and Production« am Fraunhofer IAO, zeigt im Blog des Instituts auf, wie Unternehmen diese Instrumente bei sich einsetzen können.

Die Digitalisierung bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Optimierung der Wertschöpfungsprozesse, Steigerung der Effizienz oder flexibel anpassbare Produktions- und Personalkapazitäten. Allerdings verbinden viele Unternehmen, insbesondere kleinere und mittelständische, mit diesem Begriff einen unüberwindbaren Berg. Oftmals fehlt es an Erfahrungen, methodischem Know-how und passenden Hilfsmitteln, um diese Transformation systematisch anzugehen. Für den erfolgreichen Weg zur Fabrik 4.0 komme es auf kleine, aber wirkungsvolle Schritte an, so die Wissenschaftlerin. Genau diese stellt das Fraunhofer IAO gemeinsam mit dem RKW Baden-Württemberg im Industrienetzwerk „Im Sprint zur Fabrik 4.0“ vor.

Beispiel Smartwatches in der Produktion: Im privaten Bereich informiert uns unsere Smartwatch am Handgelenk über alle Neuigkeiten auf dem Handy, ohne dass wir dieses suchen müssen. Eingehende Anrufe und Nachrichten können mit einem Blick überflogen und sogar über die Uhr beantwortet werden – die Smartwatch wird zum persönlichen Datencenter. Genau diese Funktion schließt die Kommunikationslücke in der Produktion. Mitarbeitende müssen nicht mehr in der ganzen Produktionshalle nach einem Telefon oder der richtigen Ansprechperson suchen. Sie arbeiten von jedem Arbeitsplatz aus ohne Zeitverlust mit allen relevanten Kolleginnen und Kollegen per Klick zusammen.

Genauso können sie in der Produktion auch mit den Maschinen kommunizieren. Anlagen und Prozesse können Störungen und Ereignismeldungen direkt an den zuständigen Mitarbeitenden senden, sodass direkt und priorisiert reagiert werden kann und nicht erst, wenn man wieder an der Anlage vorbeiläuft. In Eskalationsfällen können die Meldungen auch schnell mit weiteren Beteiligten geteilt oder gezielte Hilfe angefordert werden. Sollte die angeforderte Person beschäftigt sein, ist eine Antwort ebenso schnell übermittelt.

Beispiel Fitnesstracking am Arbeitsplatz: Fitnessarmbänder sind die smarten, digitalen Begleiter von Sportbegeisterten und Gesundheitsbewussten. Warum sollten Daten zum physischen Wohlbefinden des Tragenden wie Puls, Fitness und sportliche Leistungen nicht auch bei der Arbeit getrackt werden? Vor allem Mitarbeitenden mit starker körperlicher Belastung kommt dies zugute, zum Beispiel in der Logistik, wo beim Befördern, Kommissionieren, Einlagern und Palettieren viele Kilometer hinter sich gebracht werden müssen. Vitaldaten können genutzt werden, um auf Überlastungen zu erkennen und gezielt Pausen einzulegen oder weniger belastende Aufgaben zu übernehmen. Fitnessarmbänder könnten zum fehlenden Puzzle-Teil für die Mitarbeitendengesundheit werden und sogar Ausfallzeiten reduzieren.

Beispiel Scannen per Handschuh: Smart Gloves sind Handschuhe mit einem Scanner und kleinem Bildschirm auf dem Handrücken, mit denen Mitarbeitende Barcodes bei allen logistischen Abläufen einfach mit einer kleinen Handbewegung einscannen können. Auf dem Bildschirmen ist dann nicht nur sehen, was gescannt wurde. Die Smart Gloves zeigen auch an, was als nächstes zu kommissionieren ist. So sparen sich die Mitarbeitenden nicht nur jedes Mal den Griff zum Scanner (über den Tag verteilt sind dies bestimmt Hunderte). Sie können auch mit beiden Händen arbeiten. Das ermöglicht ein effizienteres und sichereres Arbeiten bei gleichzeitiger Steigerung der Ergonomie.

Die Beispiele zeigen: Wearables ermöglichen weitaus mehr als freihändiges Arbeiten. Sie erhalten einen systematischen Überblick zu Prozessen, Ergebnissen, potenziell kritischen Entwicklungen und sogar gesundheitlichen Ausgleich während der Arbeit. Das bringt Erleichterung, Zeitersparnis und messbar mehr Produktivität  Wearables führen zu verkürzten Reaktionszeiten, können die direkte Kommunikation stärken und zur Arbeitssicherheit beitragen.

Wearables stellen somit eine wichtige Komponente auf dem Weg zur vernetzten Fabrik 4.0 dar, so das Resümee des Blogbeitrags. Sie können digitale Assistenzsysteme um handliche Endgeräte ergänzen und so die Mitarbeitenden direkt in die vernetzte Umgebung einbinden.

Quelle