PwC: Fachkräftemangel gefährdet Gesundheitsversorgung

4 Jul

Deutschland steuert auf einen Personalnotstand zu, der die Gesundheitsversorgung in Deutschland gefährdet. Das besagt eine neue Studie „Fachkräftemangel im Gesundheitswesen: Wenn die Pflege selbst zum Pflegefall wird“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zum Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen 2022. Im Jahr 2035 können knapp 1,8 Millionen offene Stellen nicht mehr besetzt werden, weil geeignete Kräfte fehlen. Das entspricht einem Engpass von 35 Prozent.

Besonders betroffen ist die Alten- und Krankenpflege. In diesen Bereichen droht 2035 ein Versorgungsengpass von 37 beziehungsweise 36 Prozent. Im ärztlichen Bereich liegt dieser Wert bei 29 Prozent. Hinzu kommt: Die Wechselbereitschaft im Gesundheitswesen ist hoch – ebenso wie die Unzufriedenheit mit den derzeitigen Arbeitsbedingungen. Unter Ärzt:innen und Pflegekräften mit leitender Tätigkeit kann sich nur knapp jede:r Dritte vorstellen, den Beruf bis zur Rente auszuüben.

„Wir brauchen dringend eine neue Pflege- und Gesundheitspolitik, damit wir die Weichen im Gesundheitswesen im Sinne des Patientenwohls anders stellen und der drohenden Versorgungslücke – bedingt vor allem durch den demografischen Wandel – entgegenwirken können“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland. Digitale Technologien können zur Entlastung des Personals beitragen. Das ist dringend notwendig, denn gerade die körperliche Belastung ist in Gesundheitsberufen hoch, wie 72 Prozent der Ärzt:innen und Pflegekräfte mit leitender Tätigkeit bestätigen.

Diese Einschätzung prägt am stärksten ihr Bild von Arbeit im Gesundheitssektor. Ebenso finden 59 Prozent der Befragten dieser Gruppe den Beruf auch psychisch fordernd. Die Menschen, die potenziell als Pflegekräfte in Frage kommen – 18- bis 29-Jährige mit Schulabschluss in den vergangenen drei Jahren, Arbeitslose und Wechselwillige – fürchten hingegen in erster Linie die hohe psychische Belastung des Pflegeberufs, wie 63 Prozent angeben. Erst an zweiter Stelle nennen sie mit 57 Prozent die körperliche Anstrengung.

Ein wesentlicher Faktor sind die Arbeitszeiten, die vielfach mit Schichtdiensten einhergehen. Unter den Health Professionals, Ärzt:innen und Pflegekräften mit Leitungsposition, leiden 61 Prozent darunter. Ebenso sehen 56 Prozent der Absolvent:innen, Wechselwilligen und Arbeitslosen die Arbeitszeiten in der Pflege als Minuspunkt. Insgesamt ist das Bild von Arbeit im Gesundheitssektor besorgniserregend negativ geprägt. So stimmen lediglich 28 Prozent der Ärzt:innen und leitenden Pflegekräfte der Aussage zu, dass man in Gesundheitsberufen Menschen helfen kann; nur 45 Prozent halten die Arbeit für gesellschaftlich relevant. In der Gruppe der potenziellen Kräfte, der Absolvent:innen, Arbeitslosen und Wechselwilligen, hingegen sehen 42 Prozent den Dienst am Menschen als wichtigen Aspekt.

Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Pflege wenig Anerkennung erfährt. Das bestätigen 50 Prozent der Ärzt:innen und leitenden Beschäftigen im Pflegebereich ebenso wie 56 Prozent der potenziellen Nachwuchskräfte. Ein Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung ist ein angemessenes Gehalt – und das fehlt in der Pflege. Das fordert insbesondere die Gruppe der potenziellen Pflegekräfte, der 18- bis 29-Jährigen mit Schulabschluss in den vergangenen drei Jahren, der Arbeitslosen und Wechselwilligen, mit 68 Prozent. Um diese Zielgruppe zu gewinnen und bis zur Rente zu halten, müssten Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens mit Gehaltsanreizen arbeiten. 

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