Starre Jobmodelle werden obsolet

27 Feb

Steigende Nachfrage nach hochqualifizierten Mitarbeitenden hat deren Anspruchshaltung verändert: Mehr Mitsprache sowie eine stärkere Mitgestaltung der Arbeit sind gewünscht. Unternehmen werden flexibler und gehen neue Wege – zu diesem Ergebnis kommt auch die Deloitte-Studie „Human Capital Trends 2023“, für die weltweit 10.000 Unternehmensvertreter:innen aus 139 Ländern befragt wurden, unter ihnen 1.500 Führungskräfte.

Die Aussagen der Führungskräfte zeigen immer noch ein hohes Maß an Unsicherheit, wie auf diese Veränderungen reagiert werden soll. So sind rund 93 Prozent von ihnen der Meinung, dass eine Abkehr von der konventionellen Definition des Arbeitsplatzes für den Erfolg des eigenen Unternehmens relevant oder sehr relevant sei. Stärker skill-basierte Arbeit ersetzt klassische Arbeitsmodelle. Doch sehen nur 20 Prozent ihr Unternehmen für diese Herausforderungen ausreichend gerüstet.

Knapp die Hälfte der Befragten nennen die Auflösung veralteter Denkweisen und Praktiken als größte Herausforderung, wenn es darum geht, ihr Unternehmen in Richtung einer stärker skill-orientierten Organisation zu entwickeln. Die Neuausrichtung des Personalbereichs und die Potenziale, die eine solche Reorganisation ermöglichen, sehen die befragten Vorstände und Geschäftsführer:innen als maßgebliche Aufgaben für die kommenden Jahre. In einer Arbeitswelt, in der sich die äußeren Parameter in kürzester Zeit drastisch verändern können, müssen die Reaktionen entsprechend dynamisch und flexibel ausfallen

Derzeit werden die Aufgaben noch häufig über die Stellenbeschreibung definiert. Diese gibt eine feste Verortung des Arbeitenden in der Organisation vor: Abweichungen davon sind auch weiterhin eher die Ausnahme als die Regel. Erkennbar ist jedoch eine Verschiebung immer mehr in Richtung einer skill-basierten Auffassung der Arbeitsleistung. Dabei werden die Mitarbeitenden weniger danach beurteilt, wie gut sie die Aufgaben der Stellenbeschreibung erfüllen, sondern vielmehr nach ihren Fähigkeiten und tatsächlichen Arbeitsergebnissen.

Idealerweise unterstützen dies moderne Technologien, wissen neun von zehn Befragten. Andererseits scheint die Bereitschaft der Unternehmen, sich technisch mit State-of-the-art-Lösungen auszurüsten, um damit ihre Teamleistungen zu optimieren, bislang wenig ausgeprägt. Lediglich 22 Prozent sind der Meinung, dass ihre Unternehmen das dafür Notwendige leisten. Moderne Technologien zählen zu den wichtigsten Treibern, wenn es darum geht, die feste Verortung der Arbeitsplätze aufzubrechen und die Arbeit angenehmer zu gestalten. So sind 87 Prozent der Führungskräfte der Ansicht, dass das richtige Arbeitsmodell für den Erfolg ihres Unternehmens entscheidend sein wird. Lediglich sechs Prozent der Befragten haben bis dato keine Veränderungen vorgenommen und sehen dafür keine Notwendigkeit.
Der Arbeitskräftemangel hat nicht nur zu einem zunehmenden Selbstvertrauen der Arbeitnehmenden geführt, sondern auch deren Ansprüche erhöht, was ihren Einstieg im und ihre Bindung zum Unternehmen betrifft. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer:innen sind bereit, ihr derzeitiges Beschäftigungsmodell zu wechseln oder werden dies mit hoher Wahrscheinlichkeit tun.

Diese verschiedenen Modelle – von der klassischen Vollzeitbeschäftigung bis zur freiberuflichen Tätigkeit – zu koordinieren und im Sinne der Produktivität des Unternehmens bestmöglich einzusetzen, erfordert durchdachte Gesamtkonzepte mit klaren Spielregeln. 84 Prozent der Führungskräfte sind sich dieser Herausforderung bewusst; lediglich 16 Prozent meinen, dass dies in ihrer Organisation optimal umgesetzt wird. Gerade Unternehmen, die auf klassische Vollzeittätigkeiten setzen, können dadurch künftig an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Hier den Fokus auf einen skill-basierten Ansatz zu setzen, macht das Unternehmen attraktiver für hochqualifizierte Arbeitskräfte und bindet sie.

Gleichzeitig nehmen Nachhaltigkeitsthemen einen starken Einfluss auf die Wahrnehmung des Unternehmens als Arbeitgeber. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit stärkt die Bindung zwischen Arbeitgebern und -nehmer:innen. Auch hier ist die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit sehr groß. So sind 84 Prozent der Führungskräfte der Auffassung, dass Nachhaltigkeit essenziell für den Erfolg ihres Unternehmens ist; tatsächlich aber nur jede:r Fünfte glaubt, dass ihre Organisation bereit für die notwendige Transformation ist.

Die komplette Studie gibt es hier