Tech-Firmen veröffentlichen falsche CO2-Angaben

15 Nov

Unternehmen der Digitaltechnologie-Branche geben die Treibhausgas-Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette ihrer Produkte entstehen, deutlich zu niedrig an. 56 große Unternehmen haben 2019 mehr als die Hälfte ihrer Emissionen verschwiegen, wie eine Studie der Technischen Universität München zeigt. Es handelt sich um die Größenordnung des CO2-Fußabdrucks von Australien, heißt es.

Das Forschungsteam hat eine Methode entwickelt, um Fehlerquellen zu identifizieren und fehlende Angaben zu berechnen. Das TUM-Berechnungsverfahren zeigt, dass die analysierten Tech-Unternehmen 2019 mehr als die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette in ihren eigenen Berichten und/oder bei CDP nicht angegeben hatten. Statt den veröffentlichten 360 Megatonnen CO2-Äquivalente kommt die Studie auf eine Summe von rund 751 Megatonnen.

Verbindliche Regeln, die Treibhausgas-Mengen umfassend zu bilanzieren und zu veröffentlichen, gibt es nicht. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass in der Bilanzierung die meisten Lücken bestehen. Welchen Umfang diese haben und wodurch sie zustande kommen, war aber unklar. Als freiwilliger Standard gilt das Greenhouse Gas (GHG) Protocol. Dieses unterscheidet drei Bereiche: Scope 1 mit den unmittelbaren Emissionen eines Unternehmens, Scope 2 mit den Emissionen, die bei der Erzeugung der Energie entstehen, die das Unternehmen verbraucht, und Scope 3 mit Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette entstehen, also auch den gesamten Treibhausgas-Ausstoß von der Rohstoffgewinnung bis zur Nutzung des Endprodukts umfassen.

Scope-3-Emissionen machen oft den größten Anteil des CO2-Fußabdruckes eines Unternehmens aus. Hier gibt es aber auch die meisten Reporting-Lücken, weil Unternehmen nicht von allen Zulieferern Emissionsdaten erhalten, die Leerstellen aber auch nicht mit Daten aus Sekundärquellen schließen, heißt es. Zum anderen überlässt CDP es den Unternehmen, aus den 15 Kategorien des GHG Protocol – das Spektrum reicht von Dienstreisen bis zum Abfall – die für sie relevanten auszuwählen. Die TUM-Studie zeigt, dass diese Spielräume dazu führen, dass manche Unternehmen Kategorien ignorieren oder nur teilweise bilanzieren.

Laut der in „Nature Communications“ erschienenen Studie geben Unternehmen in ihren eigenen Berichten zumeist geringere Emissionen an als in der Befragung durch die Non-Profit-Organisation CDP. Ein Grund könnte sein, dass CDP sich primär an Investoren richtet, während firmeneigene Berichte auch die breitere Öffentlichkeit erreichen.

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