Viele Finanzvorstände sehen Nachhaltigkeitsziele 2023 als unerfüllbar an

17 Mai

Organisches Wachstum und langfristige Wertschöpfung – die strategischen Topziele der Unternehmen – hängen immer mehr von einer guten Performance im Bereich Nachhaltigkeit ab. 88 Prozent der Finanzvorstände nennen nachhaltiges Wirtschaften als bedeutendste Herausforderung für das Jahr 2023 und die folgenden Jahre, noch vor Fachkräftemangel und Cyber-Risiken (jeweils 83 Prozent), wie die aktuelle CFO-Studie der Managementberatung Horváth zeigt. Doch ausgerechnet in diesem erfolgskritischen Thema steht der Fortschritt aus organisatorischen Gründen auf der Kippe.

Insgesamt geht eine deutliche Mehrheit der Finanzvorstände großer Unternehmen von einer positiven Geschäftsentwicklung 2023 aus. So sagen 79 Prozent eine gute finanzielle Performance voraus. Auch die Liquidität wird von 84 Prozent positiv bewertet. Etwas gedämpfter ist der Blick auf Investitionen ins Neugeschäft, die nur 52 Prozent optimistisch sehen. Es gibt zudem deutliche Anzeichen dafür, dass der Druck auf die Finanzabteilungen steigt und sich Risiken weiter aufbauen.

Zwei Drittel der CFOs geben an, dass ihre Abteilung an Personalmangel leider. Ebenso viele sehen eine hohe Arbeitsbelastung sowie ein enormes Stresslevel bei den Mitarbeitenden. Kaum weniger (59 Prozent) sind auch mit Blick auf die nächsten Monate pessimistisch, Kapazitätsprobleme in ihrer Abteilung lösen zu können. 83 Prozent gehen insgesamt von einer Verschärfung des Problems aus, nicht ohne negative Folgen für die Unternehmen. Weil weniger Personal für das Tagesgeschäft zur Verfügung steht, drohen komplexere Sonderprojekte und -Aufgaben hintenüberzufallen.

So glaubt ein Viertel der Finanzvorstände nicht mehr daran, die komplexen Nachhaltigkeitsziele der Unternehmen zu erreichen. Nur zehn Prozent traut sich dies zu. Ebenfalls ein Viertel sieht sich aktuell schlichtweg außerstande, Nachhaltigkeit überhaupt in die Unternehmenssteuerung zu integrieren. „Lösungen und Modelle zur Integration nachhaltiger Ziele in die Unternehmenssteuerung können, richtig aufgesetzt, auch Entlastung bringen“, sagt Achim Wenning, Studienleiter und Partner bei Horváth. „Um diese unternehmensrelevante und -weite Aufgabe an sich wird keine Finanzorganisation herumkommen, daher sollten CFOs sich besser früher als später dieser Herausforderung stellen, am effizientesten mit professioneller Unterstützung.“

Transformationen zielen auf Unternehmenswachstum und Wertschöpfung. Schon heute ist, wie die CFO-Studie zeigt, jede zehnte Stelle für Change Prozesse gebunden – Bedarf steigend. Finanzabteilungen stehen beim Umbau ihrer Abteilungen beziehungsweise der Unternehmen vor einem Kraftakt – egal für welchen Ansatz sie sich entscheiden:

  • Der beliebteste Ansatz ist der ganzheitliche „Evolutionsansatz“ (37 Prozent), der ausgehend von der aktuellen Situation Prozesse, Organisationen, IT und Mitarbeitende einbezieht und die Transformation in kleineren Schritten umsetzt.
  • An zweiter Stelle folgt der „Use Case-Focus“ (29 Prozent), bei dem digitale Verbesserungsideen (bspw. in der Prozessdurchführung oder Datennutzung) in den Mittelpunkt gestellt und nacheinander umgesetzt werden. 
  • Das „revolutionäre Vorgehen“ (27 Prozent) hingegen sieht vor, ganzheitlich aus einem visionären Zielbild alle erforderlichen Transformationsinitiativen abzuleiten.
  • Die seltenste angewendete Methode („technology driven“) priorisiert lediglich die Weiterentwicklung der IT-Landschaft und Datenmodelle. Nur sieben Prozent der CFOs priorisieren diesen streng auf die Systeme und Technologie fokussierten Ansatz.

„Den einen richtigen Weg der Transformation gibt es nicht. Es ist daher wichtig, individuell für die jeweilige Organisation den passenden Fahrplan zu entwickeln. Allerdings bevorzugen die meisten CFOs in allen Fällen schnelle und pragmatische Lösungen, um parallel mehrere Initiativen gleichzeitig treiben zu können“, sagt Wenning.

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