Wenn der Chef nichts mehr zu sagen hat

16 Sep

Ist Agilität die bessere Organisationsform? Dieser Frage sind sechs Wissenschaftler von der Abteilung Unternehmensstrategie und -entwicklung am Fraunhofer IPA in einer Studie nachgegangen. Die Antwort: Es kommt darauf an.

„Es ist nicht unbedingt ratsam, jedem Unternehmensbereich agile Strukturen zu verpassen“, sagt Joachim Heidelbach, einer der Autoren der Studie. Je nach Zielsetzung eigne sich der eine oder andere Bereich besser. Überall, wo es auf möglichst effiziente und stabile Prozesse ankomme, bietet sich die hierarchische Organisation an: im Einkauf, in der Buchhaltung oder in der Produktion. Wo allerdings Kreativität und neue Ideen gefragt sind, sei die agile Organisation vorteilhaft: in der Forschung und Entwicklung zum Beispiel oder im Marketing.

„Die Entscheidung für oder gegen die agile Organisation sollte von der Wettbewerbssituation am Markt und den Zielvorgaben abhängig gemacht werden“, sagt Heidelbach. Wenn ein Unternehmen stark von sich wandelnden Geschäftsmodellen betroffen sei, biete sich die agile Organisation an. Das treffe beispielsweise auf die Automobilindustrie zu, die es immer schwerer haben wird, Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen.

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, die kein so differenziertes Produktportfolio aufweisen wie ein Konzern, sollten in einzelnen Abteilungen über die Einführung einer agilen Organisation nachdenken. Denn sie sind schneller davon betroffen, wenn sich die Kundenstruktur verändert und sich die Produkte nicht mehr so gut verkaufen.
Auch mit der Frage, wie man um auf agile Organisation umstellt, haben sich die Forscher vom

Fraunhofer IPA in ihrer Studie beschäftigt. Das Ergebnis: Auf die innere Einstellung, das Mindset, kommt es an. Führungskräfte und Mitarbeiter müssten offen sein für Agilität, heißt es. Denn für die Führungskräfte bedeutet die Umstellung, dass sie ihre Entscheidungsbefugnisse teilweise verlieren und für Mitarbeiter, dass sie selbst mehr Verantwortung als bisher tragen.

Die Unternehmensführung sollte die Mitarbeiter von Beginn an einbinden, sie frei diskutieren und mitbestimmen lassen. Es muss klar kommuniziert werden, welche Ziele mit der Umstellung verfolgt werden. Einige Monate oder sogar ein ganzes Jahr sollte man sich für diesen Prozess Zeit lassen.

Kostenloser Download der Studie