Arztpraxen warten auf Online-Kundschaft

21 Apr

Nur drei Prozent der Patient:Innen nutzen Online-Sprechstunden, rund 25 Prozent vereinbaren inzwischen Arzttermine über digitale Kanäle. Ebenso viele nutzen die App ihrer Krankenkasse, etwa um Bescheinigungen elektronisch einzureichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Auftrag von Sopra Steria. 38 Prozent wollen dagegen persönlichen Kontakt, 14 Prozent vertrauen digitalen Versorgungsangeboten grundsätzlich nicht.

Dabei können sich 45 Prozent der Befragten grundsätzlich vorstellen, Online-Sprechstunden in Anspruch zu nehmen. 80 Prozent würden sich Medikamente per Videokonferenz verschreiben lassen, drei Viertel die Ergebnisse von Untersuchungen besprechen. 60 Prozent sind bereit, sich bei leichten Beschwerden und einfachen Diagnosen online mit Ärzten auszutauschen, um den Gang in die Praxis zu sparen. Grundsätzlich sind die Deutschen bei dem Thema gespalten. Ein Drittel der Befragten würde digitale Angebote in Anspruch nehmen, wenn sie dadurch Zeit sparen. 22 Prozent akzeptieren die digitale Alternative, wenn die Entfernung zum nächsten Facharzt zu groß ist. 

Hier bestehe eine große Nachfrage nach Vereinfachung durch Digitalisierung, sagt Dr. Tina Wulff, Expertin für Digital Health bei Sopra Steria. „Die Skepsis steigt, je mehr digitale Lösungen und medizinische Versorgung verschmelzen“. Für eine größere Akzeptanz brauche es mehr Aufklärung und Transparenz im Markt und ganzheitliche, flächendeckende Angebote. Das erfordert allerdings ein besseres Zusammenspiel aller Akteure. Digitale Lösungen von Healthcare-Start-ups oder Techfirmen können zu selten in die heterogene Software vieler verschiedener Leistungserbringer und Kostenträger integriert werden und Daten austauschen.

Krankenkassen müssen ihren Versicherten die Möglichkeit einer elektronischen Patientenakte (ePA) anbieten. Ziel ist ein verbesserter Austausch von Daten zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen. Zudem können digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verschrieben werden. 31 „Apps auf Rezept“ sind mittlerweile beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte registriert. Sie unterstützen beispielsweise die Behandlung von Depressionen, helfen Rauchern bei der Entwöhnung und managen das Training von Rückenschmerzpatienten.

Es gibt bereits Beispiele, wie digitale Technologien das Gesundheitswesen verbessern. Sopra Steria hat zusammen mit dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos 15 innovative Use Cases in unterschiedlichen Handlungsfeldern digitaler Daseinsvorsorge untersucht. Aus den Ergebnissen entstanden vier Whitepapers zu den Themenfeldern: Digitale Verwaltung, Public Safety, Smart Mobility und Digital Health.

Ein Beispiel aus dem Gesundheitssektor ist das Virtuelle Krankenhaus NRW. Behandelnde Mediziner greifen ortsunabhängig auf ein Netzwerk von Spezialisten zurück. Lange Wartezeiten für eine ergänzende medizinische Einschätzung lassen sich reduzieren, ebenso die Zahl der Verlegungen von Patienten. Perspektivisch sollen alle 345 Krankenhäuser in NRW am Virtuellen Krankenhaus beteiligt werden.

Die Whitepapers gibt es hier.