Betriebliche Weiterbildung eingebrochen

19 Apr

Die betriebliche Weiterbildung im Mittelstand ist im Corona-Jahr 2020 regelrecht eingebrochen: 38 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen haben die Weiterbildungsaktivitäten für ihre Belegschaft reduziert, gut jedes zweite davon (20 Prozent) auf null. Das zeigt eine neue Analyse von KfW Research auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels.

Der Rückzug aus der Weiterbildung bei Unternehmen ist umso ausgeprägter, je stärker sie durch die Corona-Krise betroffen sind. Von den mittelständischen Firmen, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen (25 Prozent), hat jedes zweite die Weiterbildung im vergangenen Jahr eingestellt. Da bei weiteren 29 Prozent der Mittelständler im Jahr 2020 unverändert keine Fortbildung durchgeführt wurde, lag die Weiterqualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr bei der Hälfte aller mittelständischen Firmen auf Eis – das sind rund 1,89 Millionen Unternehmen.

In der Krise geht es für viele Unternehmen um Existenzsicherung. Kurzfristige Stabilisierungsmaßnahmen haben Vorrang. Zudem fehlt es durch Umsatzrückgänge oftmals Geld für Weiterbildungsausgaben. Hinzu kommen fehlende Planungskapazitäten und unsichere Zukunftsaussichten – auch hinsichtlich des Personals.

Probleme gibt es auch auf  der Angebotsseite: Fortbildungen als Präsenzveranstaltung sind nur schwer mit dem Infektionsschutz vereinbar. Digitale Weiterbildungsangebote lassen sich nicht beliebig ausweiten. Zudem haben sie auch Nachteile, die sich als Teilnahmehürde erweisen können: Digitale Formate setzen ein gewisses Maß an technischer Ausstattung, Medienkompetenz und Eigenmotivation voraus

Der Bedarf an Weiterbildung besteht aus Sicht der Unternehmen in der Krise nahezu unverändert fort. Bei den Digitalkompetenzen ist der Weiterbildungsbedarf 2020 sogar kräftig gestiegen, wie die KfW-Befragung belegt: Knapp die Hälfte der mittelständischen Unternehmen (46 %) hat hier zu Beginn des Jahres 2021 mittleren oder großen Bedarf – mehr als bei den berufsfachlichen Kernkompetenzen (44%) oder jedem anderen Thema.

„Fehlende Kompetenzen der Beschäftigten sind eine der größten Hürden der Digitalisierung im Mittelstand“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Schon vor der Krise hatte ein Drittel der Unternehmen Engpässe bei Digitalkompetenzen. Ohne eine erhebliche Steigerung der Weiterbildungsaktivitäten – am besten noch während der Krise – wird die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands Schaden nehmen.“ Die Unternehmen seien mehr als zuvor auf Unterstützung bei der Weiterbildung angewiesen. Hierzu könnte neben Förderkrediten und Kostenerstattung auch eine steuerliche Förderung von Weiterbildungsausgaben gehören, die Humankapitalinvestitionen analog zu Sachinvestitionen behandelt und Abschreibungen ermöglicht, so die KfW.

Die Analyse basiert auf einer Sonderbefragungen im Rahmen des repräsentativem KfW-Mittelstandspanels, die vom 12.-22.01.2021 durchgeführt wurde.

Das Papier ist hier abrufbar