Die Europäische Normungsorganisation CEN hat einen Standard für glaubwürdigen Journalismus vorgelegt. Medien, Websites und Blogs können ihn als Maßstab nutzen, um die Unabhängigkeit und Professionalität der eigenen Arbeit zu bewerten, zu verbessern und transparent zu machen.
Zu den 18 Kriterien des am 19. Dezember auf der CEN-Website als „Workshop Agreement“ veröffentlichte Standard CEN Workshop Agreements 17493 „Journalism Trust Initiative“ gehören Transparenz über Eigentumsverhältnisse und Einnahmequellen von Medien sowie Mindestanforderungen an journalistische Ethik und redaktionelle Abläufe, darunter der Umgang mit Korrekturen und die Kennzeichnung von Meinungsbeiträgen oder bezahlten Inhalten. Der Entwicklungsprozess wurde vom französischen Normungsinstitut AFNOR geleitet und vom Deutschen Institut für Normung (DIN) unterstützt.
Das CEN-Dokument ist ein Ergebnis der von Reporter ohne Grenzen angestoßenen Journalism Trust Initiative (JTI) und zielt darauf, einen breiten Konsens über Merkmale für glaubwürdigen Journalismus zu etablieren. Diese Merkmale sollen als Entscheidungshilfe für Mediennutzerinnen und -nutzer, Internetplattformen und Werbetreibende dienen und dazu beitragen, tatsächlichen journalistischen Produkten einen angemessenen Wettbewerbsvorteil gegenüber Propaganda, Desinformation und Stimmungsmache zu verschaffen. Die Initiative ist als Antwort auf die anhaltende Debatte über den Umgang mit falschen oder tendenziösen Informationen im Internet gedacht.
Das entwickelte Verfahren verzichtet darauf, einzelne veröffentlichte Beiträge auf Faktentreue und die Einhaltung journalistischer Standards zu untersuchen. Stattdessen legt es den Fokus auf den Entstehungsprozess von Journalismus: Medien können den Standard nur insgesamt oder aber gar nicht erfüllen. Indem der Standard maschinenlesbar gestaltet wurde, soll er für die Algorithmen von Suchmaschinen und sozialen Medien unmittelbar zur Gewichtung journalistischer Inhalte anwendbar sein.