Connected Health: Wenig digitale Gesundheitsangebote

24 Mrz

Die Zahl der zugelassenen Connected-Health-Angebote wird in den nächsten fünf Jahren um 40 Prozent steigen. Dies trägt ihrem Potenzial zur stärkeren Einbindung der Patienten, für neue Behandlungsmöglichkeiten sowie frühere Diagnosen von Erkrankungen Rechnung. Derzeit gelangen nur 20 Prozent der Ansätze für vernetzte Gesundheitsangebote über die Testphase hinaus. Zu diesem Schluss kommt das Capgemini Research Institute in seiner neuen Studie „Unlocking the Value in Connected Health“.

Unter Connected Health wird ein breites Spektrum an digitalen Gesundheitsprodukten und -Services verstanden, das von Wellnessangeboten bis hin zu klinisch validierten Lösungen reicht. Derzeit testet weltweit nur jedes sechste (16 Prozent) Life-Sciences-Unternehmen Connected-Health-Lösungen oder hat für entsprechende Angebote bereits die Marktzulassung erhalten.

Insgesamt ist der Reifegrad von Connected Health bei den meisten Unternehmen gering. Zu den wichtigsten Therapiebereichen gehören in den nächsten fünf Jahren neuronal bedingte Krankheiten wie Multiple Sklerose, Alzheimer und Epilepsie, gefolgt von seltenen Krankheiten und Immunologie. Dafür will mehr als die Hälfte der Life-Sciences-Unternehmen Lösungen entwickeln: für die Fernbeobachtung von Patienten, für digitale Biomarker-Anwendungen (z. B. mit am Körper tragbaren Biosensoren), KI-gestützte prädiktive Diagnostik und Präventivmedizin.

Allerdings ist die Branche weit davon entfernt, solche Lösungen anwendungsreif zu realisieren. Erst ein Viertel der befragten Unternehmen besitzt die nötige Reife in Schlüsselbereichen des digital vernetzten Gesundheitssektors wie Portfoliostrategie, Produktdesign und Produktentwicklung. Weniger als ein Drittel verfügt über die digitalen, technologischen und integrativen Fähigkeiten, die für erfolgreiche Initiativen im Bereich Connected Health erforderlich sind. So nutzt beispielsweise nur ein Viertel KI, um Echtzeitdaten aus vernetzten Gesundheitsprodukten zu analysieren. Noch weniger (21 Prozent) verfügen über eine zentrale Einheit, um Innovationen, Synergien und Best Practices in ihrem Connected-Health-Portfolio zu fördern.

Überwiegend größere Unternehmen weisen den erforderlichen Reifegrad von Connected Health über die Strategiephase hinaus auf. Fast die Hälfte der Life-Sciences-Unternehmen mit mehr als 20 Milliarden US-Dollar Umsatz gab an, dass ihre Portfoliostrategie und -planung ausgereift ist, verglichen mit nur 17 Prozent mit weniger als einer Milliarde US-Dollar Umsatz. Größere Unternehmen können die beiden anspruchsvollsten Herausforderungen bei der Entwicklung und Skalierung von Connected Health besser bewältigen: (IT-)Sicherheit und regulatorische Zulassungen.

Der Capgemini-Studie zufolge haben insbesondere kleinere Life-Sciences-Unternehmen Nachholbedarf. Die Ursachen für ihre mangelnde Reife könnten darin begründet liegen, dass Führungskräfte aus der IT einerseits und aus den Geschäftsbereichen andererseits die im Unternehmen vorhandenen Fähigkeiten unterschiedlich einschätzen: So glaubt beispielsweise fast die Hälfte der Vertreter der Geschäftsseite, dass ihr Unternehmen für vernetzte Gesundheitsangebote über angemessene Fähigkeiten im Bereich Augmented- und Virtual Reality verfügt. Dieser Meinung sind jedoch nur 20 Prozent der Tech-Führungskräfte. Augmented- und Virtual Reality, Systemtheorie und Interoperabilität, Engineering und human-zentriertes Design sind die technischen Fähigkeiten, bei denen die größten Lücken bestehen.

Der Studie zufolge können Unternehmen mit Hilfe von sechs Ansätzen ihren Reifegrad bei Connected Health erhöhen und die Entwicklung konkreter Anwendungen beschleunigen:

  • Definition einer kommerziellen Connected-Health-Strategie, abgestimmt auf die bestehenden Portfolio-Pläne
  • Entwicklung von Connected-Health-Produkten mit messbarem Patientennutzen und Behandlungsergebnis
  • Aufbau eines Datenökosystems, das den sicheren Datenaustausch und die Interoperabilität innerhalb sowie außerhalb des Unternehmens ermöglicht und fördert
  • Qualifizierung von Mitarbeitenden in den Bereichen Datenwissenschaft, Verhaltensforschung und agiler Entwicklung
  • Zentralisierung der Governance, des Geschäftsmodells und der Finanzstrukturen für Connected Health, um das Wachstum und die regulatorische Koordination zu fördern
  • Aufbau eines Connected-Health-Ökosystems, das Struktur und Leitlinien bietet, aber auch offene Innovation zulässt

Capgemini befragte 523 Führungskräfte auf Manager-Ebene und darüber aus 166 Life-Sciences-Organisationen. Sie gehören dem Pharma- und Biotechnologiesektor in sieben Ländern Nordamerikas, Europas und Asiens an. Darüber hinaus führte Capgemini ausführliche Interviews mit 10 Führungskräften führender globaler Biopharma-Unternehmen.

Die vollständige Studie ist hier verfügbar