Cyber-Angst lähmt Innovation

20 Feb

De zunehmenden Cyberangriffe haben mittelbar negative Auswirkungen auf das wirtschaftliche Wachstum Deutschlands. Das stellt das aktuelle Jahresgutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) fest. Die fortschreitende Digitalisierung und digitale Vernetzung biete neue Angriffspunkte auf innovative Unternehmen. Diese sehen deshalb einen hohen Schutzbedarf ihrer IT für Innovationstätigkeiten.
Außerdem gehe über die Hälfte dieser innovativen Unternehmen davon aus, dass die Gefahr durch Cyberangriffe auf ihr Unternehmen in den kommenden Jahren weiter zunehmen werde. Die Innovationsaktivitäten der Unternehmen seien von dieser Gefahr direkt beeinträchtigt. Das gelte insbesondere für den Wachstumsbeitrag digitaler Zukunftstechnologien wie der künstlichen Intelligenz oder des Internets der Dinge, denn der Erfolg dieser Technologien hänge nicht zuletzt von ihrer Sicherheit ab.

64 Prozent der Unternehmen sehen zwar keine Beeinflussung ihrer Innovationsprojekte durch die Gefahr eines Cyberangriffs. Bei immerhin rund 30 Prozent der Unternehmen verzögerten sich jedoch existierende Innovationsprojekte. Bei rund 17 Prozent werden geplante Innovationsprojekte erst gar nicht begonnen. Rund 12,5 Prozent planen wegen der Cybergefahren sogar keine neuen Innovationsprojekte.

Die Cybersicherheit ist andererseits selbst Gegenstand von Innovationen und trägt mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand bei. Demnach belief sich die Bruttowertschöpfung der deutschen IT-Sicherheitswirtschaft im Jahr 2017 auf 15,5 Milliarden Euro und machte damit 14,3 Prozent an der gesamten IT-Branche aus (108,6 Milliarden Euro). Von 2010 bis 2017 wuchs die Bruttowertschöpfung in der IT-Sicherheitswirtschaft nominal um durchschnittlich 5,6 Prozent pro Jahr, stärker als die IT-Branche insgesamt oder die Gesamtwirtschaft.

Trotzdem liegt Deutschland bei Patentanmeldungen im Bereich der Cybersicherheit mit einem Anteil von 6,2 Prozent deutlich hinter den USA (33,5 Prozent), Japan (13,7 Prozent) und China (11,6 Prozent) zurück. „Unter den 150 innovativsten Cybersicherheits-Unternehmen der Welt sind 112 aus den USA, 18 aus Israel und leider nur eines aus Deutschland“, wie Prof. Bertschek feststellt.

Individuelle Akteure investieren zu wenig in Cybersicherheit, weil sie die positiven Auswirkungen ihres Schutzes für andere nicht berücksichtigen. Nutzerinnen und Nutzer von IT-Produkten wie Hard- oder Software haben nur begrenzt Einsicht in das Sicherheitsniveau, das von Anbietern bereitgestellt wird. Unternehmen fällt es oftmals schwer, das Risiko eines Cyberangriffs zu quantifizieren und daraus folgende potenzielle Schäden abzuschätzen.

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