Data-driven-Deutschland ist Zukunftsmusik

5 Apr

Daten in Wachstum und Mehrwerte verwandeln: Daran beißen sich Unternehmen und Verwaltungen in Deutschland noch die Zähne aus. Das besagen Ergebnisse des Managementkompass-Survey „Daten nutzen“ von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut. 73 Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider aus Wirtschaft und Verwaltung sehen Handlungsbedarf bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen, um Daten überhaupt produktiv nutzen zu können.

Dies wäre ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor: Für Unternehmen gilt es, Kundinnen und Kunden mit Produkten und Prozessen zu begeistern, die auf Datenanalysen basieren. Für Behörden geht es darum, Bürgerinnen und Bürgern schnellen Service zu bieten und Bürokratie abzubauen. Drei Viertel der Befragten spüren hier einen starken bis außerordentlich starken Handlungsdruck – seitens der Kunden, neuer Wettbewerber und im Falle der Verwaltung durch das Onlinezugangsgesetz. 42 Prozent halten die Nutzung von Daten zu wirtschaftlichen oder öffentlichen Zwecken langfristig für überlebenswichtig. Bei Banken und Versicherern sind es 53 Prozent.

Die Mehrheit der Unternehmen und Verwaltungen steckt allerdings noch mitten in der Basisarbeit. Daten liegen noch zu häufig in Papierform vor und lassen sich damit nicht zu vertretbaren Kosten weiterverarbeiten. 64 Prozent scheitern zumindest teilweise daran, Daten in ihre IT-Systeme und Geschäftsabläufe zu integrieren, so die Studie. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Unternehmen und Verwaltungen tut sich zudem schwer damit, die passenden Daten für neue Geschäftsmodelle oder Leistungen zu finden oder zu definieren.

Ein unterschätzter Faktor ist die fehlende Fachlichkeit bei der Zusammensetzung der Teams. Ein Großteil der Unternehmen und Behörden rekrutiert zwar Spezialisten wie Data Scientists und Data Engineers, bringt dieses Know-how jedoch nicht mit der fachlichen Expertise zusammen. „Es werden Teams benötigt, die die fachlichen Zusammenhänge der Geschäftsprozesse verstehen und die richtigen Fragen stellen können. Fachwissen ist essenziell dafür, geeignete Daten für neue Geschäftsmodelle und datenbasierte Dienstleistungen zu identifizieren“, sagt Lisa Schiborr, Expertin für Data & Analytics bei Sopra Steria.

Angesichts der Hürden, die Unternehmen und Verwaltungen überwinden müssen, sind die Prognosen für die kommenden fünf Jahre noch optimistisch zu bewerten: Die Mehrheit der Entscheiderinnen und Entscheider geht immerhin von einem Anteil datenbasierter Dienstleistungen am gesamten Leistungsangebot von bis zu 50 Prozent aus. Solange die Hausaufgaben nicht erledigt sind, bleiben datenbasierte As-a-Service-Geschäftsmodelle jedoch für viele Unternehmen mehr Zubrot als Wachstumssäule.

Bessere Rahmenbedingungen sollen dem Aufbau einer Datenökonomie in Deutschland Schwung verleihen. Die Bundesregierung will u. a. einen Rechtsanspruch auf den Zugriff auf öffentliche Daten einführen. Ein geplantes Dateninstitut soll Verfügbarkeit und Standardisierung von Daten vorantreiben und Datentreuhändermodelle sowie Lizenzen etablieren.

F.A.Z. Business Media | research hat im Auftrag von Sopra Steria im Januar und Februar 230 Entscheiderinnen und Entscheider aus Wirtschaft und Verwaltung zu dem Thema „Daten nutzen“ online befragt.

Die Ergebnisse finden Sie hier.