Um ihre Dekarbonisierungsziele erreichen zu können, müssen Unternehmen das Potential ihrer Emissionsdaten vollständig ausschöpfen. Eine neue Studie des Capgemini Research Institute zeigt: Die große Mehrheit (85 Prozent) der Unternehmen erkennt zwar den Wert von Emissionsdaten, aber fast die Hälfte (48 Prozent) schafft es nicht, diese zur Entscheidungsfindung zu nutzen.
Derzeit verwenden Unternehmen Emissionsdaten hauptsächlich für, ihre Umweltbilanz und nur selten, um bestehende Prozesse zu verbessern oder Möglichkeiten zur Emissionsreduktion zu eruieren. Die Entwicklung eines belastbaren Datenmanagements und branchenweiter Kooperationsmöglichkeiten hat das Potenzial, den CO2-Fußabdruck über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu verringern. „Ein datenbasierter Ansatz kann den entscheidenden Unterschied machen, um Klimaschutzziele zu erfüllen. Auch die Kooperation entlang der Wertschöpfungskette und globale Allianzen können zu effektivem Emissionsmanagement beitragen“, sagt Felizitas Graeber, Managing Director von Capgemini Invent in Deutschland.
Im Rahmen der Studie wurden mehr als 900 Unternehmen befragt, die sich Netto-Null-Emissionen zum Ziel gesetzt haben. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen, die Emissionsdaten in ihre Entscheidungsprozesse einbezogen haben, konnten bereits Nutzen daraus ziehen: Dazu zählt eine zusätzliche Emissionsreduktion um durchschnittlich 4,6 Prozent über die Effekte bereits bestehender Nachhaltigkeitsmaßnahmen hinaus sowie mehr Transparenz.
Besonders anspruchsvoll ist es für die meisten Unternehmen, Daten über die entlang der Wertschöpfungskette indirekt verursachen Scope-3-Emissionen zu erfassen und zu managen. Schätzungen zufolge betragen diese im Schnitt bis zu 95 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Unternehmens. Allerdings sehen sich nur 24 Prozent der Unternehmen in der Lage, genau oder annähernd zu überblicken, welche Lieferanten für den Großteil dieser Emissionen verantwortlich sind. Darüber hinaus misst weniger als ein Drittel (30 Prozent) die Emissionen aus bezogenen Waren und Services. Lediglich 27 Prozent ermitteln den CO2-Ausstoß bei der Nutzung der von ihnen verkauften Produkte.
Die Gründe dafür liegen teils in mangelndem Vertrauen in die Daten, die häufig auf Branchenschätzungen beruhen oder wurden von Dritten erhoben wurden. Ein weiterer Grund ist ein Mangel an Sachkenntnis auf dem Gebiet der CO2-Bilanzierung. Viele Organisationen verfügen nicht über die Expertise und Erfahrung darin, wie man Emissionen misst und diese Daten zur Entscheidungsfindung nutzt.
Intensive Zusammenarbeit im erweiterten Ökosystem ermöglicht Organisationen den Zugang zu verlässlichen Emissionsdaten. Nach eigenen Angaben beteiligen sich derzeit weniger als ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen an Initiativen für ein Datenökosystem, um Emissionsdaten mit externen Akteuren wie Nichtregierungsorganisationen, Wettbewerbern, Lieferanten und Kunden zu teilen. Nach Einschätzung der Studienautoren können Unternehmen Net Zero allerdings nur erreichen, wenn sie eng mit ihren Zulieferern zusammenarbeiten, um Emissionen besser zu erfassen und zu managen.
Die Studie von Capgemini unterstreicht die Notwendigkeit eines soliden Datenmanagements für Fortschritte bei der Dekarbonisierung. Es muss Unternehmen gestatten, Daten aus verschiedenen Quellen zu bündeln, zu konsolidieren und zu optimieren. Dazu ist es erforderlich, Verantwortlichkeiten für die Dekarbonisierung im gesamten Unternehmen festzulegen, klare CO2-KPIs für die Business-Teams zu definieren und stärker in Fähigkeiten zur Bilanzierung der CO2-Emissionen zu investieren. Denn 67 Prozent der Unternehmen nannten den Mangel an Kenntnissen im Bereich der CO2-Bilanzierung als eine der größten Herausforderungen bei der Emissionserfassung und -berichterstattung. Bisher investieren nur wenige Unternehmen (7 Prozent) in die Sensibilisierung und Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Dies zu ändern, könnte dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu beheben.