Ein Fünftel der Unternehmen auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen

5 Dez

Weniger als jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) wird nach aktuellem Stand bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen erreichen. Mehr als ein Drittel (38 Prozent) kann derzeit keine weiteren Investitionen in die Dekarbonisierung tätigen. Zu diesem Ergebnis kommt die kurz vor der 28. UN-Klimakonferenz veröffentlichte Accenture-Studie „Destination Net Zero“.

Der Lichtblick: Mit einer Neuausrichtung ihrer Dekarbonisierungsstrategien können Vorstände den Trend innerhalb von drei Jahren umkehren und neue Wachstumsimpulse in energieintensiven Schwerindustrien wie der Stahl-, Metall- und Bergbauindustrie, der Zement- und Chemieindustrie sowie im Fracht- und Logistiksektor setzen. Deren Betrieb verursacht rund 40 Prozent der gesamten globalen CO2-Emissionen.

Insgesamt haben sich in diesem Jahr 37 Prozent der Unternehmen Ziele für die Klimaneutralität gesetzt – 3 Prozent mehr als 2022. Gleichzeitig verzeichnet die Hälfte der Unternehmen (49,6 Prozent), die ihre Daten offenlegen, seit 2016 einen Anstieg ihrer Emissionen. Immerhin knapp ein Drittel (32,5 Prozent) reduziert zwar die Emissionen, befindet sich laut Prognosen aber nicht auf dem Weg zu Netto-Null bis 2050.

Eine weitere Studie unter dem Titel „Powered for change“ macht deutlich, wie wichtig die Umstellung der Schwerindustrie ist, um die globalen Klimaziele zu erreichen. Sie nennt die Unausgewogenheit zwischen den Industriezweigen als einen Hauptgrund für den langsamen Fortschritt: Der Zugang zu und die Verfügbarkeit von erschwinglicher, kohlenstoffarmer Energie muss verbessert werden. Vier von fünf (81 Prozent) führende Vertretern der Schwerindustrie gehen davon aus, dass es mehr als 20 Jahre dauern wird, bis genügend kohlenstofffreier Strom für die Dekarbonisierung ihrer Branche zur Verfügung steht.

Das Vertrauen in die wirtschaftliche Tragfähigkeit kohlenstoffarmer Produkte muss gestärkt werden: 95 Prozent der führenden Unternehmen der Schwerindustrie gehen davon aus, dass es mindestens 20 Jahre dauern wird, bis kohlenstoffarme Produkte oder Dienstleistungen zu einem Preis angeboten werden können, der mit dem von kohlenstoffreichen Alternativen vergleichbar ist, und nur etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) gibt an, dass die künftigen Kaufabsichten von Produzenten ihnen genug Vertrauen geben, um in die Dekarbonisierung zu investieren.

Bedenken hinsichtlich der Kosten müssen ausgeräumt werden: Zwei von fünf (40 Prozent) Führungskräften in den Schwerindustriezweigen antworteten, dass sie sich weitere Investitionen in die Dekarbonisierung im derzeitigen Wirtschaftsklima nicht leisten können, wobei 63 Prozent davon ausgehen, dass ihre vorrangigen Dekarbonisierungsmaßnahmen sich vor 2030 wirtschaftlich nicht auszahlen werden. „Die rasche, aber trotzdem kosteneffiziente Dekarbonisierung der Schwerindustrie erfordert kollektives Handeln über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg und einen dringend erforderlichen Wandel.“, erklärt Alexander Holst, Leiter Sustainability Strategy & Consulting bei Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Accenture hat drei hierfür notwendige Schritte identifiziert:

  • Umweltprämien zur Finanzierung der ersten Phase der industriellen Dekarbonisierung: Die Leichtindustrie muss hier vorangehen. Die Kompensation der Vorlaufkosten für die Dekarbonisierung und das Wissen, auf welche grünen Produkte man setzen sollte, sind der Schlüssel für Einsparungen. Tatsächlich sehen 52 Prozent der Führungskräfte in den Schwerindustrien Umsatzwachstum als entscheidend an, damit sich ihre drei wichtigsten Dekarbonisierungsprioritäten rechnen.
  • Schnelle Skalierung von kohlenstoffarmer Energie und Wasserstoff: Laut Accenture sinken die Kosten für Solarenergie und grünen Wasserstoff bis 2050 um 77 beziehungsweise 74 Prozent, wenn deren Potenziale optimiert werden. Knapp 64 Prozent der Öl-, Gas- und Energieunternehmen glauben an langfristige Dekarbonisierung-Partnerschaften mit ihren Industrie- und Logistikkunden
  • Senkung der Kapital- und Betriebskosten im Rahmen einer kohlenstoffarmen Infrastruktur: Laut Accentures Analyse besteht bei grünem Stahl ein erhebliches Kostensenkungspotenzial – 49 Prozent bis 2050. Die Senkung der Kosten für Bau und Material ist hier der entscheidende Hebel.

Im Rahmen der Studie Destination Net Zero hat das Beratungsunternehmen die Netto-Null-Verpflichtungen, die Aktivitäten rund um die Dekarbonisierung und die Emissionsdaten der 2.000 größten Unternehmen weltweit analysiert. Eine zusätzliche Erhebung umfasst die Studie „Power for change“, für die mehr als 1.000 Führungskräfte aus 14 Branchen und 16 Ländern befragt wurden, um die kurzfristigen Prioritäten und Herausforderungen besser zu verstehen, vor der der die Industrie bei der Dekarbonisierung steht.

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Destination net zero

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