Energiekrise: Zwei Drittel der Unternehmen ohne Notfallplan

4 Okt

Die unsichere Energieversorgung könnte die deutsche Wirtschaft vor große Herausforderungen stellen. Haben Unternehmen einen Notfallplan, falls das Gas knapp wird oder ausbleibt? Welche Maßnahmen sind vorgesehen? Das hat das ifo-Institut gemeinsam mit Randstad Personalverantwortliche gefragt. Ergebnis: Nur 29 Prozent der deutschen Unternehmen haben vorgesorgt. Die Mehrheit – 51 Prozent – verfügt über keinen Notfallplan. 21 Prozent machten keine Angaben.

Besonders bei kleinen Unternehmen klafft eine Lücke. Gerade einmal 15 Prozent der Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitenden wissen, was zu tun ist, wenn die Energieversorgung kritisch wird. Mit steigender Mitarbeiterzahl nimmt die Anzahl der Unternehmen zu, die sich dafür gerüstet haben. 60 Prozent der Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden haben für den Notfall vorgesorgt. Dabei rechnen insgesamt 63 Prozent aller Befragten im Energie-Notfall mit einer Einschränkung der Geschäftstätigkeit.

„Die Folgen der Energie-Krise betreffen die gesamte Wirtschaft, auch und vor allem kleine Betriebe, die im Mittelstand großes wirtschaftliches Gewicht haben. Dass dort, wo die Auswirkungen am größten sind, nämlich in energieintensiven Branchen der Industrie, bereits Vorkehrungen getroffen wurden, zeigt, dass vorausschauende Planung wichtig ist“, erklärt Petra Timm, Pressesprecherin bei Randstad Deutschland. 43 Prozent aller Industrieunternehmen haben sich gegen eine akute Energie-Knappheit gerüstet. Dort rechnen im Notfall 79 Prozent der Unternehmen mit einer Einschränkung der Geschäftstätigkeit. Im Handel sind es nur 48 Prozent. In dieser Branche haben lediglich 17 Prozent einen Notfallplan, im Dienstleistungssektor sind es nur 25 Prozent.

Mit welchen Maßnahmen wollen Unternehmen einem Energieengpass begegnen? Die meisten halten Überstunden- und Urlaubsabbau für wahrscheinlich (83 Prozent, 76 Prozent). 65 Prozent können sich die Senkung der Heiztemperatur ihrer Arbeitsstätten vorstellen. 62 Prozent rechnen mit der Ausweitung des Homeoffice-Angebots. „In der aktuellen Situation ist Zusammenhalt wichtig. Welche Maßnahmen machen für das jeweilige Unternehmen Sinn? Gemeinsam an der Umsetzung zu arbeiten, darauf kommt es an. Hier, das zeigen die Ergebnisse, kommt HR eine wichtige Rolle zu“, betont Petra Timm.

In 23 Prozent der Unternehmen ist HR an der Ausarbeitung des Notfallplans beteiligt, den maßgeblich die Geschäftsleitung verantwortet (99 Prozent). Der Betriebsrat wird in 14 Prozent der Fälle eingebunden. Im Notfall würden 65 Prozent der Unternehmen ihr Personal in Kurzarbeit schicken. Einen Abbau von Stellen halten 29 Prozent für wahrscheinlich.

Die Ergebnisse stammen aus der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung Q3 2022, die quartalsweise durch das ifo-Institut im Auftrag des Personaldienstleisters Randstad durchgeführt wird. Die Studie befragt bis zu 1.000 Personalverantwortliche in deutschen Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen. Die Sonderfragen im dritten Quartal 2022 hatten die Notfall-Strategien von Unternehmen in der aktuellen Energiekrise und bei einer möglichen neuen Corona-Welle zum Thema.

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