Energiewende und Deep Uncertainty

2 Mrz

Welche Rolle spielt die Deep Uncertainty in der Energiewende und wie beeinflusst sie das Verhalten von Investoren? Offenbar eine ziemlich große, wie ein Forschungsprojekt in jahrelanger Arbeit herausgefunden hat. Die Plattform risknet.de berichtete darüber.

Das Ziel Reduktion der CO2-Emissionen ist klar definiert. Der Weg dorthin ist jedoch durch hohen Investitionsbedarf, Zeitdruck, fehlende Infrastruktur, vor allem aber große Unsicherheit über die tatsächlichen Auswirkungen, über technologische Entwicklungen sowie über die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen geprägt. In dem im September 2019 gestarteten Projekt von Ulf Moslener, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management und seinem Team wurde die Rolle dieser Deep Uncertainty analysiert. „Wir wollen wissen, ob sie systematisch die Investitionen in die Energiewende behindert und was das für unsere Gesellschaft bedeutet“, so Forschungsleiter Moslener

In einem mehrstufigen Vorgehen wurde zunächst der Zusammenhang von DU und Energiewende untersucht. Es zeigte sich, dass die Energiewende systematisch sehr häufig solche von DU geprägte Situationen erzeugt. Dies führe tatsächlich zu Verzögerungen von Investitionen, unter anderem weil Entscheidungsregeln aus dem klassischen Risikokontext hier typischerweise nicht angewendet werden könnten.

Da die Energiewende ohne privatwirtschaftliche Investitionen kaum zu bewältigen ist, sollte die Politik dies als wichtiges Signal aufnehmen, so die Forscher. „Die Glaubwürdigkeit langfristiger Politiksignale ist enorm wichtig“, betont Moslener. Auch Transparenz erleichtere die Anwendung von Entscheidungskalkülen in unsicheren Situationen. Die Politik könne zudem erwägen, die für Investitionsentscheidungen genutzten „Decision-Support-Instrumente“ aktiv zu unterstützen.

In der nächsten Stufe wurden die Auswirkungen der DU anhand on Fallstudien zu Kohlekraft, Windkraft und E-Mobilität untersucht. Moslener erläutert am Beispiel des Kohlekraftwerks Datteln 4, wie fundamental ein milliardenschweres Investitionsprojekt über viele Jahre durch immer neue politische und regulatorische Vorgaben beeinflusst wird und nun im Zuge eines geplanten früheren Kohleausstiegs über den Interessenausgleich diskutiert wird.

Ergänzt wird das vom Frankfurter Institut für Risikomanagement und Regulierung (FIRM) geförderte Forschungsprojekt um Studien mit Marktakteuren zur Wind-Offshore-Industrie. Hier zeigen sich zahlreiche von DU geprägte Situationen, die keinesfalls nur auf die Anfangsphase des Marktes konzentriert sind. Vielmehr verschieben sich die Quellen der DU über die Jahre vom technischen hin zum politischen Bereich. „Deep Uncertainty hat tatsächlich die Wind-Offshore Expansion und damit deren Beitrag zur Energiewende verzögert“, lautet das Fazit der Forschergruppe. Einerseits materialisierten sich die Unsicherheiten in unerwarteten Entwicklungen, anderseits wählten Akteure vielfach den Wait-and-See-Ansatz und trieben die Energiewende nicht aktiv voran.

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