Unternehmen in aller Welt engagieren sich für Nachhaltigkeit und halten das Thema für überlebenswichtig. Es mangelt ihnen aber an Standards, um ihre Bemühungen messen und mit anderen vergleichen zu können. Das geht aus der Studie „Creating a Sustainable World: Are Leaders Doing Enough?“ hervor, die das Beratungsunternehmen Egon Zehnder für Leadership Advisory vorgelegt hat.
86 Prozent der beteiligten Unternehmen haben sich ESG-Ziele gesetzt. Der Rest will dies in absehbarer Zeit nachholen. Offen bleibt aber vielfach, wie Fortschritte festgehalten werden können. Die Unternehmen beklagen, dass es weder eine klare Definition von Nachhaltigkeit gibt noch einheitliche Standards. Laut der Hälfte der Befragten (56 Prozent) fehlt es an einem unternehmensübergreifenden Verständnis von Nachhaltigkeit. Der Wandel zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Kultur sei noch nicht so weit fortgeschritten wie gewünscht.
Zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) gaben an, in ihrem Unternehmen sei eine einzelne Führungspersönlichkeit für die Nachhaltigkeitsagenda verantwortlich. Am häufigsten wurde der oder die CEO (66 Prozent) als verantwortlich genannt. Die operative Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen liege aber bei einem oder einer CSO (60 Prozent). CSOs werden als Mittler:innen zwischen Geschäfts- und Nachhaltigkeitszielen betrachtet. Sie legen Methoden und Ziele fest, definieren Maßnahmen und halten Fortschritte fest.
„Um echte Veränderung anzustoßen, brauchen Unternehmen empathische Führungspersönlichkeiten“, sagt Katharina von Frankenberg, Beraterin bei Egon Zehnder. „Es gilt, das eigene Rollenverständnis auszuweiten und die Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf die Welt in den Blick zu nehmen.“ Dazu gehöre vor allem eine Kultur, in der alle Mitarbeiter:innen auf die Nachhaltigkeitsziele eingeschworen werden und den nötigen Rückhalt erfahren, sie anzustreben.
„Unsere Studie veranschaulicht, dass Unternehmenschef:innen noch mehr Orientierung brauchen bei der Gestaltung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie und ihrer Umsetzung“, fügt Caspar von Blomberg hinzu. Der Berater bei Egon Zehnder sagt: „Hierfür sind nicht zuletzt auch einheitliche Bewertungs- und Reporting Standards notwendig, wie sie jetzt im neu begründeten International Sustainability Standards Board (ISSB) entwickelt werden.“
„Letztlich gehe es um Konsequenz und Beharrlichkeit, so die Autor:innen der Studie. Das Engagement für Nachhaltigkeit bedürfe entschiedener Führung, einer klaren Vision und einer mutigen Strategie. Es gehe darum, Versprechen einzulösen, die man sich selbst, den Vorstandsmitgliedern, den Investor:innen, den Mitarbeiter:innen und Stakeholdern außerhalb des Unternehmens gebe. Dazu seien Führungskräfte gefragt, die systemisch denken und unternehmerische Nachhaltigkeit in zukunftsorientierte Geschäftsmodelle übersetzen können.
329 Führungskräfte in 53 Ländern wurden zu den Zielen befragt, die sich die Unternehmen und Organisationen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance selbst gesetzt haben (Environmental, Social, Governance, kurz ESG), und zu den Maßnahmen, die sie gesamtgesellschaftlich für wesentlich halten. Außerdem wollte Egon Zehnder wissen, welchen Herausforderungen Führungskräfte beim Thema Nachhaltigkeit gegenüberstehen und welche Rollen CEOs, andere Führungspersönlichkeiten sowie Führungsteams bei der Umsetzung einer Nachhaltigkeitsagenda spielen. Die Studie entstand in Kooperation mit Sustainable Views, einem Newsletter der Financial Times.