Trotz aller Klagen über Fachkräftemangel in Deutschland: Die Unternehmen vernachlässigen offensichtlich bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden wichtige Potenziale. Das zeigen die Ergebnisse einer Online-Befragung des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU), an der 171 Personalberatungen teilgenommen haben. Nach Einschätzung der Headhunter ist ein zu geringer Teil der Unternehmen bereit, Mitarbeitende 60+ und über das Rentenalter hinaus einzustellen und im Ausland Fachkräfte zu rekrutieren.
Bei mittelständischen Unternehmen sehen die Personalberater nur bei jedem vierten eine hohe Bereitschaft, ältere Fachkräfte einzustellen. 24 Prozent können sich gar nicht vorstellen, diese Gruppe bei ihrer Personalsuche einzubeziehen (Anteil bei Führungskräften: 28 Prozent). Bei Konzernen sieht es noch düsterer aus: Bei nur sieben Prozent bezeichnen die Recruiting-Spezialisten die Bereitschaft als hoch, ältere Fachkräfte (bei Führungskräften: 11 Prozent) bei der Stellenbesetzung zu berücksichtigen.
„Für Unternehmen lohnt es, sich bei ihrer Personalsuche stärker mit dem Arbeitskräftepotenzial von älteren Mitarbeitenden zu beschäftigen“, so BDU-Vizepräsident Wolfram Tröger. Das passiere noch zu wenig und etwaige Nachteile würden überproportional gewichtet. „Reicher fachlicher und persönlicher Erfahrungsschatz, großes Netzwerk, hohe Gelassenheit und der volle Fokus auf den Job nach der Familienphase bieten viele Vorteile.“
Die größte Bereitschaft, die Kandidatensuche auf das Ausland auszuweiten, gibt es anscheinend bei der Einstellung von Führungskräften. 45 Prozent der Konzerne im hohen Maße bereit (Anteil gar nicht: 4 Prozent), Managementpositionen mit Frauen und Männern aus dem Ausland zu besetzen. In mittelständischen Unternehmen beträgt der Anteil 31 Prozent (Anteil gar nicht: 12 Prozent). Eine hohe Bereitschaft, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen, attestieren die Headhunter bei Mittelständlern nur etwa jedem zehnten Unternehmen, bei den Konzernen im Vergleich immerhin jedem Fünften.
Als größte Hürden für die Besetzung mit ausländischen Fach- und Führungskräften werden die sprachlichen Hemmnisse im künftigen beruflichen Umfeld, die komplexen Einreise- und Aufenthaltsbedingungen sowie die einschränkenden Rahmenbedingungen für Familienmitglieder gewertet. Die Höhe des Nettoeinkommens spielt hingegen eine eher untergeordnete Rolle.