Erste Ergebnisse der Ende 2018 eingesetzten Joint Technical Coordination Group (JTCG) der ISO und IEC zur Überarbeitung der High Level Structure (HLS) liegen jetzt vor. Sie hat im Januar in Sydney Anhang 2 überarbeitet, der u. a. Definitionen für gemeinsame Begriffe enthält. Demnächst werden die Mitgliedsorganisationen der beiden internationalen Normungsorganisationen ISO und IEC über die vorgeschlagenen Änderungen abstimmen.
Intensive Diskussionen drehten sich um den Begriff Risiko. Die HLS definiert Risiko als Auswirkung von Ungewissheit (Abschnitt 3.7.9 der Norm DIN EN 9000:2015-11), wohingegen die Norm für Risikomanagement DIN ISO 31000:2018 den Begriff Risiko einschränkt und als Auswirkung von Unsicherheit auf Ziele (Abschnitt 3.1) definiert. Die JTCG einigte sich darauf, den Begriff weder vollständig aus der HLS zu streichen, noch die Begriffsdefinition in der HLS zu verändern.
Ebenso kontrovers wurde die Neudefinition von Risiken und Chancen (Abschnitt 6.1 der Norm DIN EN 9001:2015-11) diskutiert, da ein Risiko entsprechend den Anmerkungen in der Norm DIN EN 9000:2015-11 positive und negative Auswirkungen haben kann. Chancen seien inkludiert und müssten nicht explizit erneut angesprochen werden. Auch hierzu konnte sich die JTCG nicht auf eine Änderung einigen.
Über Präzisierungen und Ergänzungen weiterer Begriffsdefinitionen konnte sich das Gremium dagegen verständigen. Eindeutige und widerspruchsfreie Begriffsdefinitionen sind insbesondere unter Berücksichtigung von Übersetzungen in verschiedene Sprachen wichtig. So soll „dokumentierte Information“ künftig „verfügbar“ sein, anstatt „bewahrt“ bewahrt zu werden. Das Audit wird ein „Prozess“ sein, nicht mehr ein „dokumentierter Prozess“, da nach den Normvorgaben jeder Prozess dokumentiert sein muss.
In der nächsten Sitzung im Juli in Bogota, Kolumbien, werden die bis dahin vorliegenden Rückmeldungen zu Anhang 2 eingearbeitet. Der Arbeitsschwerpunkt liegt aber auf der Überarbeitung von Anhang 3. Dieser erklärt das Konzept der Anforderungen der HLS und enthält Leitlinien für die Erarbeitung von nationalen und internationalen Normen.
Die HLS legt eine gemeinsame Grundstruktur sowie identische Textbausteine und Begriffsdefinitionen für Managementsystemnormen fest. Ihre Anwendung durch die Normungsgremien gewährleistet die Konsistenz und gemeinsame Ausrichtung aller Managementsystemnormen. Außerdem erleichtert die HLS den Aufbau integrierter Managementsysteme. Beispielsweise wurden die die aktuellen Fassungen der DIN EN ISO 9001, DIN EN ISO 14001 und DIN EN ISO 45001 auf Basis der HLS erarbeitet bzw. revidiert.