Höhere Investitionen in IT und Digitalisierung nötig

15 Okt

Um in puncto Anwendung digitaler Technologien zu anderen großen Ländern auch nur aufzuschließen, wären zwei- bis dreifach höhere Investitionen erforderlich. Das besagt eine neue Analyse von KfW Research. Allein im Mittelstand müsste jährlich 50 Milliarden EUR aufbringen.

Deutschland rangiert bei der Anwendung digitaler Technologien in der Wirtschaft im EU-Vergleich bestenfalls im Mittelfeld. Die Entwicklung solcher Technologien zählt nicht zu den Stärken des deutschen Innovationssystems. KfW Research hat untersucht, wie hoch die IT-Investitionen in Deutschland im internationalen Vergleich sind. Dabei zeigt sich, dass die Investitionen in Informationstechnologien bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt deutlich hinter jenen anderer großer, nach Wirtschaftskraft vergleichbarer Staaten zurückliegen.

Um mit Ländern wie Frankreich, Japan oder Großbritannien zumindest gleichzuziehen, müssten die jährlichen IT-Investitionen auf das Doppelte bis Dreifache – d.h. von zuletzt 49 Mrd. auf 100 bis 150 Mrd. EUR – steigen. Auch der deutsche Mittelstand gibt zu wenig für die Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien aus. Um diese Entwicklung mitzugehen, müssen die Digitalisierungsausgaben im Mittelstand von 18 Mrd. EUR im Jahr 2019 auf 35 bis 50 Mrd. EUR pro Jahr zunehmen.

„Wir brauchen deutlich höhere Zukunftsinvestitionen in IT und Digitalisierung – und zwar jetzt“, mahnt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Die Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft mit Informationstechnologien sei zwar keine neue komplett Entwicklung, jedoch handele es sich bei der aktuellen Digitalisierungswelle um einen tief greifenden Prozess, der nicht nur einzelne Branchen erfasst, sondern zu starken Veränderungen sowohl in der gesamten Wirtschaft als auch der Gesellschaft führt. „Digitalisierung ist die wesentliche Triebfeder für künftiges Wirtschaftswachstum und steigenden Wohlstand.“

Die Analyse von KfW Research benennt mehrere Ansatzpunkte. Vielen Mittelständlern ist etwa nicht klar, welche Vorteile Digitalisierung ihrem Unternehmen bringen kann. Diese müssen insbesondere aus der strategischen Perspektive weiter verdeutlicht werden. Ganz konkret braucht es aber auch Lösungen für den Mangel an Fachkräften und Beschäftigten mit einschlägigen Kompetenzen sowie die bestehenden Schwierigkeiten bei der Finanzierung digitaler Projekte. Auch gilt es, die zugrunde liegende digitale Infrastruktur in Deutschland weiter zu verbessern.

Eine besondere Herausforderung ergibt sich darüber hinaus aus der Corona-Krise, die im Nachgang zur akuten Krisenphase die Digitalisierungsaktivitäten bremsen könnte: Die Krisenerfahrung und die höhere Verschuldung vieler Unternehmen verschärft den Zielkonflikt zwischen dem Wunsch nach höherer Krisenresilienz und der Notwendigkeit zu mehr Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit. Digitalisierungsvorhaben drohen daher immer mehr hintenangestellt zu werden.

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