KI-Anwendungen in KMU – Handlungsleitfaden in Vorbereitung

6 Dez

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) schrecken häufig vor Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) zurück, weil sie die Komplexität von KI-Einführungsprojekten fürchten. Die Hindernisse können überwunden werden, wenn über den Rahmen eines KI-Projekts hinaus frühzeitig ein strategischer Ansatz bei der KI-Einführung verfolgt wird, schreibt Jan-Paul Leuteritz im Blog des Fraunhofer IAO. Dafür entwickeln das das Institut und das kooperierende IAT der Universität Stuttgart im Projekt KI-ULTRA gemeinsam mit 30 Betrieben einen Leitfaden für Einführungs- und Transformationsprozesse von KI für Unternehmen aller Branchen, Größen und Tätigkeitsfelder, der im Sommer 2023 veröffentlicht werden soll.

Um KI erfolgreich im Arbeitsumfeld einzusetzen, müssen die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen im Unternehmen geschaffen werden. Das Projekt KI-ULTRA erforscht, wie diese Rahmenbedingungen geschaffen werden können. In Workshops mit den teilnehmenden Unternehmen habe sich gezeigt, erklärt Leuteritz, dass bezüglich einiger Handlungsfelder Problembewusstsein bestehe, den Unternehmen jedoch die Methoden fehlten, um die Herausforderungen zu meistern:

  • Die Digitalisierung erscheint oft als Mammutaufgabe, aber schrittweise und anhand von Prioritäten wird sie beherrschbar. Dazu sollte vorab eine Reifegradbestimmung durchgeführt und unter Einbeziehung der Belegschaft eine KI-Strategie entwickelt werden. Dadurch werden die Anforderungen an Digitalisierung und Daten klarer und transparenter und es kann sichergestellt werden, dass die Projektziele mit den vorhandenen Daten tatsächlich erreicht werden können.
  • Fachleute wie Data Scientists können zentral in einer Fachabteilung oder dezentral in Form von Stabsstellen oder KI-Hubs eingesetzt werden. In Unternehmen mittlerer Größe kann KI-Expertise gut aus der IT der Fachabteilung heraus erwachsen. Für die meisten Firmen ist es ratsam, auch abteilungsübergreifend nach Lösungen zu suchen. Auch hier sollte eine übergeordnete Strategie sicherstellen, dass kein Wildwuchs ineffizienter und nicht verknüpfbarer Datensammlungen und Anwendungen entsteht.
  • Die Verfügbarkeit von Ressourcen und Personalkapazität müssen gesichert sein. Wenn Personal fehlt, können Zulieferer eingebunden werden. Damit vorhandene Ressourcen bereitgestellt werden können, empfiehlt es sich, die oberen Managementebenen früh einzubeziehen und nicht nur den Mehrwert der KI-Anwendungen im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse oder Risikobewertung darzustellen, sondern jemanden aus dieser Ebene dauerhaft zur Unterstützung der KI-Vorhaben zu gewinnen.
  • Häufig fehlt bei KI-Expertinnen und -experten und späteren Anwendern ein gemeinsames Grundverständnis und Vokabular, um sich über die Themen auszutauschen.  Neben Bildungsmaßnahmen ist sicherzustellen, dass die richtigen Personen frühzeitig am selben Tisch sitzen und auf Augenhöhe kommunizieren können. Eine vorläufige Auswertung des Reifegradmodells ergab, dass eine starke Kooperationskultur die Voraussetzung für eine Innovationskultur ist. Innovation entsteht nur im Miteinander, das gilt auch für die Einführung von KI.

Die Handlungsleitfäden, die in KI-ULTRA erarbeitet werden, geben Empfehlungen zu Vorgehensweisen und Methoden, um diese Defizite anzugehen. Auch hier werde es aber keine Patentrezepte geben, die perfekt auf jeden Kontext passen, so Leuteritz. Viel wichtiger als die am besten passende Methode oder Vorgehensweise auszuwählen sei es, frühzeitig aktiv zu werden und dabei zielorientiert vorzugehen. Es gehe z. B. darum, überhaupt erst einmal eine KI-Strategie zu haben. Durch Evaluieren der Fortschritte wird das strategisch orientierte Vorgehen zum gemeinsamen organisationalen Lernprozess.

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