Langsamere Globalisierung fordert angepasste Wachstumsstrategien

6 Okt

Rund 28 Prozent aller Arbeitsplätze (12,6 Millionen Erwerbstätige) und 31 Prozent der Bruttowertschöpfung (knapp 1.000 Milliarden Euro) hingen 2019 direkt oder indirekt vom Export ab. In welchem Umfang die Exportstärke auch künftig Treiber des Wachstums sein kann, sei offen, so eine von KfW Research in Auftrag gegebene und von Prognos durchgeführte Studie. Die Unternehmen seien gut beraten, sich mit einer verlangsamten Globalisierung auseinanderzusetzen und über alternative Wachstumsstrategien nachzudenken.

Prognos analysiert die Auswirkungen mehrerer möglicher Entwicklungspfade der Globalisierung auf Wachstum, Wertschöpfung und Erwerbstätigkeit in Deutschland in den nächsten zehn Jahren. Setzt sich die Globalisierung so langsam fort wie seit 2010, würde das reale BIP zwischen 2023 und 2030 um rund 1,1 Prozent im Jahr wachsen. Das sei wahrscheinlicher als eine umfassende Deglobalisierung oder ein erneuter Globalisierungsschub wie in den 1990er und 2000er Jahren. Protektionistische Tendenzen und die als geschwächt geltende WHO erschwerten die weitere Integration der Weltwirtschaft. Die internationalen Wertschöpfungsketten müssten die Corona-Krise verarbeiten.

„Es spricht einiges dafür, dass die Globalisierung nach Überwindung der Corona-Krise in langsamem Tempo voranschreitet. „, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Die aktuelle Analyse von Prognos für KfW Research zeigt drei Möglichkeiten auf, um Exportstrategien anzupassen und neue Absatzpotenziale zu erschließen:

  • Stärkere Fokussierung auf die Binnennachfrage in Deutschland. Wachstums-chancen ergeben sich hier vor allem aus den Megatrends demografischer Wandel, Digitalisierung sowie Klima- und Umweltschutz.
  • Entwicklung neuer, innovativer Exportprodukte oder -dienstleistungen. Die fortschreitende Digitalisierung und die zunehmende Bedeutung von Klima- sowie Umweltschutz dürften auch international wichtige Impulse setzen. Schon heute ist Deutschland zweitgrößter Exporteur von Klima- und Umweltschutztechnologien.
  • Erschließung neuer, vielversprechender Exportmärkte. Jenseits der bisherigen Absatzmärkte in Europa, Nordamerika und Ostasien bieten einige Schwellen- und Entwicklungsländer Chancen.

Auch die Politik müsse ihren Beitrag für die Gestaltung der künftigen Globalisierung leisten. „Es gilt, verlässliche außenwirtschaftliche Rahmenbedingungen sicherzustellen und zu einem stärker regelbasierten Handelssystem zurückzukehren.“ so Köhler-Geib.

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