Medizin wird digitaler – aber nicht schnell genug

17 Okt

Deutschlands Krankenhäuser und Arztpraxen werden digitaler. Zugleich messen Ärztinnen und Ärzte der Digitalisierung eine steigende Bedeutung für das Gesundheitswesen bei und mahnen den schnelleren Ausbau digitaler Medizin an. Das sind Ergebnisse einer Umfrage, die der Digitalverband Bitkom gemeinsam mit dem Ärzteverband Hartmannbund unter mehr als 500 Medizinerinnen und Medizinern in Deutschland durchgeführt hat.

So sagen 78 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte, deutlich mehr als vor zwei Jahren (60 Prozent), Deutschland hänge im Vergleich zu anderen Ländern bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems zurück. Zwei Drittel (67 Prozent) fordern mehr Tempo bei der Digitalisierung, ebenfalls eine deutliche Steigerung gegenüber 2020 (57 Prozent). Mehr als drei Viertel sehen die Digitalisierung als Chance für die Medizin – 2020 waren es noch 67 Prozent.

Dass digitale Technologien die medizinische Versorgung der Menschen grundsätzlich verbessern werden, glauben zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten. Die Hälfte (50 Prozent) verbindet damit auch eine Senkung der Kosten für das Gesundheitssystem. „Die Corona-Pandemie hat eindrücklich gezeigt, dass Zettelwirtschaft und analoge Verfahren ein Verfallsdatum haben“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Zugleich seien durch die Politik zuletzt Weichenstellungen für die Digitalisierung des Gesundheitssektors erfolgt.

So werden in Krankenhäusern und Arztpraxen bereits vielfach digitale Anwendungen genutzt oder angeboten, nicht nur in der Verwaltung, sondern ebenso bei Diagnose und Behandlung sowie bei Konsilen mit anderen Medizinerinnen und Medizinern. Unter den Klinik-Ärztinnen und -Ärzten geben bereits 71 Prozent an, dass ihr Krankenhaus WLAN für Patientinnen und Patienten bereitstellt. Bei weiteren 20 Prozent ist dies zwar nicht der Fall, die Befragten halten es aber für sinnvoll.

Bei gut einem Fünftel (20 Prozent) werden digitale Aufklärungsbögen vor Untersuchungen oder Eingriffen angeboten und 18 Prozent haben in ihrer Klinik eine Tablet-gestützte Patientenaufnahme im Einsatz. Bei Diagnose und Behandlung ist High-Tech allerdings noch nicht in der Breite im Einsatz, wird aber von vielen gewünscht. So werden bei einem Fünftel der Krankenhausärztinnen und -ärzte (19 Prozent) Roboter zur Unterstützung bei Operationen und Eingriffen genutzt. 25 Prozent derjenigen, bei denen dies nicht der Fall ist, halten Robotik im OP jedoch für sinnvoll.

Künstliche Intelligenz etwa zur Auswertung von Röntgen- oder MRT-Bildern ist bei knapp einem Zehntel (9 Prozent) in der Klinik im Einsatz, weitere 54 Prozent würden dies aber befürworten. Virtual Reality für Trainingszwecke oder Operationen wird bei 8 Prozent genutzt, zwei Drittel (65 Prozent) fänden das sinnvoll. Auch telemedizinische Anwendungen finden in der Klinik zunehmend Verbreitung: Bei 32 Prozent werden Telekonsile mit anderen Ärztinnen und Ärzten durchgeführt, bei 14 Prozent werden Videosprechstunden angeboten, bei einem Zehntel (10 Prozent) werden bestimmte Untersuchungen oder OPs von Fachleuten per Video aus der Ferne unterstützt.

In Praxen ist die Nutzung digitaler Angebote zurückhaltender. WLAN für die Patientinnen und Patienten wird bei 21 Prozent der niedergelassenen und angestellten Ärztinnen und Ärzte in einer Praxis oder einem medizinischen Versorgungszentrum angeboten. Bei knapp einem Fünftel (18 Prozent) werden Video-Sprechstunden angeboten, weitere 30 Prozent erachten dieses Angebot für sinnvoll. Deutlich mehr als die Hälfte (57 Prozent) nutzt in ihrer Praxis noch keine Telekonsile mit Fachkolleginnen und -kollegen, wünschen sich dies aber. Erst bei jedem und jeder Zehnten (11 Prozent) werden in der Praxis Konsile mit Hilfe von Telemedizin realisiert.

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