Nur vier von zehn Erwerbstätigen bilden sich weiter

22 Sep

Digitalisierung und die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft stellen laufend neue Anforderungen an die beruflichen Fähigkeiten. Trotzdem nimmt nicht einmal die Hälfte der Berufstätigen an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von KfW Research. Im Jahr 2021 haben sich 40 Prozent der Erwerbsbevölkerung beruflich weitergebildet – im Vergleich zu einer identischen Befragung im Jahr 2015 bedeutet dies einen Zuwachs von 8 Prozentpunkten.

Die Corona-Krise hat das Weiterbildungsgeschehen massiv gebremst: 29 Prozent derjenigen, die sich nicht weitergebildet haben, gaben an, dies sei auf die Corona-Krise zurückzuführen. Unter den Teilnehmern von Fortbildungen haben 41 Prozent aus gleichem Grund den Umfang ihrer Weiterbildung reduziert.

Die aktuelle Befragung von KfW Research zeigt auch, dass die Weiterbildungsbereitschaft in Deutschland weiter stark von sozio-ökonomischen Faktoren abhängt. Je höher der Bildungsabschluss, desto reger die Teilnahme an Bildungsmaßnahmen. Universitätsabsolvent:innen hatten 2021 eine Weiterbildungsquote von 59 Prozent, bei Meisterinnen und Fachwirten waren es 47 Prozent, bei Mitarbeitenden ohne (in Deutschland anerkannten) Ausbildungsabschluss nur 29 Prozent. Weiterbildung trägt somit unter dem Strich nicht dazu bei, Qualifikationsrückstände aus vorherigen Bildungsphasen zu verringern. Die Bildungsschere öffnet sich im Verlauf des Erwerbslebens weiter.

Neben dem Bildungsabschluss beeinflussen die finanziellen Verhältnisse und ein Migrationshintergrund die Weiterbildung von Erwerbstätigen: Bei monatlichen Haushaltsnettoeinkommen über 5.000 EUR beträgt die Weiterbildungsquote 60 Prozent und sinkt kontinuierlich auf 26 Prozent bei Einkommen unter 2.000 EUR. Nach Deutschland eingewanderte Menschen und ihre direkten Nachkommen haben eine unterdurchschnittliche Weiterbildungsquote von 31 Prozent. Hier scheinen Defizite bei Zugang, Information und /oder Motivation zur Weiterbildung ebenso eine Rolle zu spielen wie sprachliche Hürden.

Während 2018 noch acht von zehn Veranstaltungen in Präsenz stattgefunden haben, war 2021 jede zweite Weiterbildungsmaßnahme eine reine Online-Veranstaltung, weitere 25 Prozent fanden in einem hybriden Format statt. Bei den Lerninhalten werden digitale Themen immer wichtiger. Rund 53 Prozent aller Weiterbildungen hatten IT-Wissen, Computerkenntnisse, den Umgang mit digitalen Medien und ähnliches zum Inhalt – ein Anstieg um 5 Prozentpunkte im Vergleich zu 2015. Damit sind Digitalkompetenzen mittlerweile der zweithäufigste Weiterbildungsinhalt. Zentrale Themen bleiben fachliche Inhalte des Berufs, die in 91 Prozent der Qualifikationsmaßnahmen vermittelt werden.

Blickt man auf die Gründe, weshalb sich Erwerbstätige nicht weiterbilden, so wird Zeitmangel mit 37 Prozent am häufigsten genannt. Daneben spielen zu hohe Kosten, fehlende Präsenzangebote, unzureichende digitale Infrastruktur und mangelnde Unterstützung des Arbeitgebers eine Rolle. Parallel bleibt auch die Qualität des Weiterbildungsangebots ausbaufähig. Der Weiterbildungssektor ist fragmentiert, unübersichtlich und trotz Verbesserungen nicht ausreichend digitalisiert. Mindeststandards zur Zertifizierung von Bildungsanbietern und -maßnahmen, Referenzrahmen zur Validierung von Inhalt und Niveau sowie eine stärkere Einbindung von Hoch- und Berufsschulen könnten die Qualität von Weiterbildungen erheblich verbessern.

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