Für die Verbreitung von Innovationen sind Normen und Standards ein wichtiger Katalysator. Sie definieren die Meilensteine der Technik und ebnen innovativen Ideen den Weg. Doch häufig wird dieser Hebel für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft nicht ausreichend genutzt. Eine Studie der Fraunhofer-Gesellschaft gibt auf Basis umfangreicher Recherchen, Interviews und Analysen Handlungsempfehlungen, wie Organisationen die Vorteile von Normen und Standards nutzen sollten.
Die Studie zeigt die Ursachen auf, warum Organisationen sich bei Standardisierungs- und Normungsprozessen zurückhalten. „Eine Hauptursache ist fehlendes Normungs- und Standardisierungswissen in den Organisationen. Sowohl Unternehmen als auch Forschungseinrichtungen sind sich gar nicht bewusst, welchen enormen Mehrwert eine Beteiligung bietet“, erklärt Knut Blind vom Fraunhofer ISI, der gemeinsam mit Philipp Hermann vom Fraunhofer IMW die Projektleitung übernommen hat.
Demgegenüber berichten in der Studie Organisationen, die aktiv an Standardisierungsprozessen oder in Normungsgremien mitwirken, von positiven Erfahrungen. „Für die Fachleute aus Wirtschaft und Wissenschaft ist die Zusammenarbeit mit Experten aus anderen Organisationen extrem spannend. Unternehmen beispielsweise bekommen hier Kontakt zu künftigen Geschäftspartnern oder Kunden«, so Philipp Herrmann vom Fraunhofer IMW. Die Mitarbeit in einer entsprechenden Arbeitsgruppe können Unternehmen überdies dazu nutzen, die Spezifikationen des jeweiligen Standards an ihre Geschäftsinteressen und die bereits im Unternehmen vorhandenen Technologien anzupassen.
Standards und Normen sind ein wesentlicher Treiber der internationalen Wissensökonomie. Sie beschleunigen die Verbreitung von Wissen, Know-how und Innovationen über den ganzen Globus. Der internationale Aspekt wird auch von der OECD gewürdigt. Die Organisation hat 2018 Standards und Normen in das Portfolio der Indikatoren zur Innovationsmessung aufgenommen.
Die Fraunhofer Studie gibt Handlungsempfehlungen auch für Unternehmen. Zunächst gelte es, eine grundlegende Strategie für Normung und Standardisierung zu entwickeln. Ebenso wichtig sei die Sensibilisierung und Qualifikation von Mitarbeitenden und Forschenden für die Bedeutung von Normung und Standardisierung. Sinnvoll wäre auch die Etablierung von Prozessen zur regelmäßigen Prüfung der hauseigenen Technologien auf ihre Eignung als Standard und die Benennung von Verantwortlichkeiten. Daneben empfiehlt die Studie, Kooperationen mit anderen Unternehmen oder Forschergruppen in Betracht zu ziehen.