Wertschöpfungspotenziale 4.0

8 Dez

Ein riesiges unausgeschöpftes Wertschöpfungspotenzial bescheinigen das Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN) der Hochschule Karlsruhe, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) beim deutschen Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands. Basierend auf Experteninterviews mit exzellenten Produktionsunternehmen, Umfragedaten des ISI bei 1 256 Betrieben und Daten des Statistischen Bundesamts wurden mögliche Produktivitätsfortschritte anhand des Umsetzungsgrads von Lean-Prinzipien und Industrie 4.0-Technologien ermittelt.

Der durchschnittliche Lean-Umsetzungsgrad der Betriebe des deutschen Verarbeitenden Gewerbes liegt auf einer Skala von 0 bis 7 lediglich bei 2,2 – also gerade einmal bei etwa 30 Prozent. Jedes fünfte Unternehmen hat keinerlei Lean-Methoden im Einsatz. Insgesamt wird deutlich, dass in der deutschen Industrie beträchtliche Defizite bei der Umsetzung ganzheitlicher Wertschöpfungssysteme bestehen. Bekannte Verbesserungspotenziale werden von den Unternehmen nur unzureichend ausgeschöpft.

Bei der Umsetzung von Technologien zur digitalen Vernetzung der Produktion (Industrie 4.0) liegt die deutsche Industrie noch weiter zurück. Jedes siebte Industrieunternehmen nutzt keine dieser Technologien und lediglich 18 Prozent befinden sich in der Spitzengruppe der Technologienutzung. Hohe Investitionen, unzureichende Nutzenermittlung und eine heterogene Datenqualität bremsen die Durchdringung insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

Vergleicht man exzellente Unternehmen mit einem hohen Lean-Umsetzungsgrad mit durchschnittlichen Betrieben, dann beträgt der Unterschied in der Arbeitsproduktivität etwa 14 Prozent. Dies entspricht, so die Studie, einem Produktivitätsvorsprung von etwa 6,5 Jahren. „Bei einer Bruttowertschöpfung im deutschen Verarbeitenden Gewerbe von etwa 667 Milliarden Euro im Jahr 2019 ergibt sich daraus ein unausgeschöpftes Wertschöpfungspotenzial von etwa 95 Milliarden Euro“, so Prof. Dr. Steffen Kinkel, Leiter des ILIN an der Hochschule Karlsruhe. „In Abhängigkeit von der Beschäftigungsentwicklung nach der COVID-19-Krise scheint durch umfängliche Lean-Nutzung ein Wertschöpfungspotenzial von etwa 81 bis 101 Milliarden Euro realistisch.“

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