Rekord-Fachkräftemangel: 149.000 IT-Jobs unbesetzt

14 Dez

Der Mangel an IT-Fachkräften verschärft sich weiter. In den deutschen Unternehmen sind aktuell 149.000 Stellen für IT-Expertinnen und -Experten unbesetzt – noch einmal 12.000 mehr als vor einem Jahr. Das sind Ergebnisse der neuen Bitkom-Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, für die 853 Unternehmen aller Branchen repräsentativ befragt wurden. Nur während der Corona-Pandemie 2020 und 2021 war der kontinuierliche Anstieg der vergangenen Jahre unterbrochen.

Nur 3 Prozent der Unternehmen haben keine Probleme bei der Besetzung von IT-Stellen. Umgekehrt erhält rund jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) keinerlei Bewerbungen auf Jobangebote. Größtes Problem bei der Besetzung offener Stellen scheinen Gehaltsvorstellungen der Bewerberinnen und Bewerber zu sein, die nicht zum gewachsenen Gehaltsgefüge des Unternehmens (61 Prozent) oder den Kompetenzen (56 Prozent) passen. Häufig sind sie fachlich unterqualifiziert (46 Prozent) oder es fehlt an notwendigen Soft-Skills (41 Prozent). 35 Prozent der Unternehmen sehen fehlende Deutschkenntnisse als eine Schwierigkeit, 18 Prozent fehlende Fremdsprachenkenntnisse, 11 Prozent mangelnde Kenntnisse neuester Technologien. Im Schnitt bleiben freie Positionen 7,7 Monate unbesetzt. Vor einem Jahr waren es noch 7,1 Monate. In jedem fünften Unternehmen (21 Prozent) liegt der Schnitt bei 10 bis 12 Monaten, bei 4 Prozent ist es sogar mehr als ein Jahr.

40 Prozent räumen ein, dass sie Anforderungen der Bewerberinnen und Bewerber an mobiles Arbeiten nicht erfüllen können, 29 Prozent fordern Reisebereitschaft oder Umzug. Rund ein Fünftel (19 Prozent) der Unternehmen kann die Weiterbildungswünsche nicht erfüllen, fast ebenso viele (18 Prozent) stellen fest, dass sie ihre Personalentscheidungen zu langsam treffen. Und 6 Prozent halten die Bewerberinnen und Bewerber für zu alt. Aktuell halten nur 2 Prozent der Unternehmen das Angebot an IT-Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt für ausreichend, vor einem Jahr waren es noch 8 Prozent. Nur 3 Prozent erwarten, dass der Mangel abnehmen wird (2022: 2 Prozent), aber 77 Prozent befürchten, dass sich die Situation verschärft (2022: 70 Prozent).

Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen eines Studiums der Fächergruppe Informatik ist 2022 leicht auf 34.385 gestiegen. Die Abbrecherquote liegt dauerhaft über 50 Prozent. Den steigenden Bedarf an IT-Fachkräften werde aus den Hochschulen nicht decken sein, so Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. In den vergangenen zwölf Monaten wurden IT-Stellen am häufigsten mit Bewerberinnen und Bewerbern besetzt, die eine duale Berufsausbildung wie Fachinformatik abgeschlossen haben (44 Prozent). Einen IT- oder IT-nahen Hochschulabschluss hatten 16 Prozent, 17 Prozent haben ein solches Studium begonnen, aber nicht abgeschlossen. Rund ein Viertel (23 Prozent) sind Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger.

Angesichts des schwierigen Arbeitsmarktes setzen Unternehmen verstärkt auf Weiterbildung. 54 Prozent verfügen über eine Weiterbildungsstrategie. 2017 waren es erst 37 Prozent. Und sogar 67 Prozent bilden die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Bereichen weiter, fast eine Verdopplung innerhalb der vergangenen sechs Jahre (2017: 37 Prozent). Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent sagt, dass Unternehmen für die Weiterbildung der Beschäftigten zu Digitalthemen selbst verantwortlich sind. Allerdings geben 34 Prozent an, dass Beschäftigte keine Lust auf einschlägige Weiterbildungen haben.

Die Rekrutierung von IT-Fachkräften aus dem Ausland ist nur für ein Fünftel der Unternehmen (22 Prozent) ein Thema. Seit Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes 2020 haben das gerade einmal 8 Prozent versucht, weitere 14 Prozent können es sich vorstellen. Unternehmen, die im Ausland rekrutiert haben, beklagen zu wenig Informationen über den Einwanderungsprozess (75 Prozent) sowie einen sehr hohen bürokratischen Aufwand (67 Prozent). 44 Prozent sagen, die Visum-Erteilung dauere zu lange, bei 8 Prozent wurde ein Visum abgelehnt. Ein Viertel (24 Prozent) sieht fehlende Deutschkenntnisse als Problem und 5 Prozent, dass Qualifikationen hierzulande nicht anerkannt wurden.

Quelle
Präsentation Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte