Resilienz: Unternehmen reagieren oft nur

8 Apr

Viele Branchen in Deutschland sind davon überzeugt, die Folgen der Corona-Pandemie gut zu bewältigen. Mehr als jedes zweite Unternehmen (57 Prozent) des verarbeitenden Gewerbes geht davon aus, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Das Problem: Die operativen Sofortmaßnahmen greifen kurzfristig, die langfristige Widerstandsfähigkeit wird allerdings vernachlässigt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Potenzialanalyse Resilienz von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Unternehmen sehr unterschiedlich getroffen. Während einzelne Branchen wie Teile des Einzelhandels, Tourismus und Kultur seit rund einem Jahr nicht oder sehr eingeschränkt geschäftlich aktiv sein können, haben sich andere Wirtschaftszweige schnell stabilisiert. Neben der Industrie werden beispielsweise 41 Prozent der Banken und Versicherungen die aktuellen Herausforderungen sehr gut bewältigen. Fast jeder zweite (45 Prozent) Finanzdienstleister erwartet, nach der Krise besser aufgestellt zu sein als vorher.

„Die nicht unmittelbar von Schließungen betroffenen Branchen konnten sich überwiegend schnell an die neue Situation anpassen“, sagt Urs M. Krämer, CEO der Management- und Technologieberatung Sopra Steria. „Hieran haben auch die Investitionen der vergangenen Jahre in die Digitalisierung ihren Anteil, und zwar nicht nur in Remote-Arbeitsplätze, sondern beispielsweise in Geschäftsmodelle wie Pay-per-Use in der Industrie, um Maschinenkapazitäten schnell drosseln und erweitern zu können.“ Zudem verfügten die Unternehmen über bessere Frühwarnsysteme, um Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen, so die „Potenzialanalyse Resilienz“.

Die Euphorie über die positiven Erfahrungen mit Homeoffice, Videocalls und Co. hat aber in vielen Unternehmen dazu geführt, es bei den operativen Sofortmaßnahmen zu belassen. Nur 23 Prozent stellen ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand. Nur 25 Prozent der Unternehmen und Behörden haben die aktuelle Situation dazu genutzt, ihre strategisch relevanten Wettbewerbsvorteile und Kernaufgaben herauszuarbeiten. Vorreiter ist die Industrie: 44 Prozent der befragten Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe schärfen ihr Stärkenprofil, um widerstandsfähiger zu werden.

„Resilienz darf nicht in Risiko-Aversion enden, die nur darauf aus ist, Konzepte, Ideen und Systeme nach allen Seiten abzusichern, ohne innovativ zu denken. Gerade Krisen bieten die Chance, sich auf seine Stärken zu besinnen und diese nach Möglichkeit auszubauen“, rät Sopra-Steria-CEO Krämer. Dass man es geschafft habe, ‚den Laden am Laufen zu halten‘, ist wichtig, hebe aber nicht vom Wettbewerb ab. Hier müsse die Analyse tiefer gehen und zusätzlich hinterfragen, ob die aktuellen Stärken künftig noch relevant sein werden. Denn gerade die so ermittelten strategischen Wettbewerbsvorteile machten Organisationen langfristig widerstandsfähig.

Die Studie Potenzialanalyse Resilienz von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut beruht auf einer Befragung von 294 Führungskräften überwiegend aus den Bereichen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe sowie öffentliche Verwaltung und Versorgungsunternehmen.

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