ISO Survey: Systemzertifizierung out?

17 Okt

In den beiden letzten Jahren war es schon erkennbar, obwohl die ISO die Ursache in technischen Problemen der Zählung sehen wollte: Die Zahl der weltweiten Zertifizierungen der QM-Norm ISO 9001 ist im zweiten Jahr in Folge gesunken. Jetzt fiel der Rückgang drastisch aus: Registrierte die ISO 2017 noch 1.058.504 Zertifizierungen nach ISO 9001, waren es ein Jahr später noch 878.664 ausgestellte Zertifikate.

Der Rückgang betrifft aber nicht nur das Qualitätsmanagement. Nahezu alle Systemstandards sind vom Schwund ihrer Zertifizierungszahlen betroffen. Rückläufig sind auch die Zertifizierungen nach der Umweltmanagement-Norm ISO 14001, dem zahlenmäßig zweitwichtigsten Standard. 2017 wurden noch 362.610 Zertifikate gezählt, bei jüngsten Survey nur noch 307.059.

Auf Platz 4 der häufigsten ISO-Normen liegt immer noch die IT-Sicherheitsnorm ISO IEC 27001 mit knapp 32.000 Zertifizierungen. Selbst sie hat trotz der drängenden Problematik der Cyberattacken 20 Prozent verloren, ein Jahr zuvor wurden noch knapp 40.000 Zertifikate gezählt.

Neu hinzugekommen ist der Arbeits- und Gesundheitsschutz nach ISO 45001 mit knapp 12.000 Zertifizierungen. Er liegt auf Patz sieben des Normenrankings. Ebenfalls neu ist der Antikorruptionsstandard ISO 37001 mit 389 Zertifizierungen auf dem letzten Platz.

Angesichts der Entwicklung drängt sich die Frage nach den Ursachen auf. Der Rückgang könnte u. a. auf einen Vertrauensverlust zurückzuführen sein. Wenn beispielsweise die zertifikatwütige Automotiv-Branche ihre Qualitätsprobleme seit Jahren nicht in den Griff bekommt und zu immer mehr teuren Rückrufaktionen gezwungen ist, fördert dies nicht unbedingt den Glauben an den Nutzen von Systemstandards und des kompletten Akkreditierungs- und Zertifizierungssystems.

Verdrängen hilft nicht. Die ISO und auch die Zertifizierungsbranche wird sich damit auseinandersetzen müssen

Die genauen Zahlen sind auf der ISO-Seite als Excel-Dateien verfügbar.