Startups: Schnellboote für Innovationen

21 Jan

Startups bringen in der COVID-19-Krise neue Produkte und Dienstleistungen rund neun bis zehn Tage schneller auf den Markt als etablierte Unternehmen.  Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Wirtschaftswissenschaftler Andreas Kuckertz und Bernd Ebersberger von der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Die Wissenschaftler fanden zwischen dem 24. Januar und 1. Mai 136 in der kommerziellen Datenbank Trendexplorer, in der weltweit mehr als 46.000 Innovationen erfasst sind, 136 durch die Pandemie ausgelöste Innovationen. 23 stammen aus Asien und Ozeanien, 39 aus Europa und 74 aus Nordamerika. Durchschnittlich dauerte es vom Ausbruch der Infektion bis zur Einführung einer Innovation 38 Tage – und zwar in allen Weltgegenden gleich. Etablierte Unternehmen sind nicht schneller als Universitäten. Weltweit hatten die Startups mit ihren Innovationen die Nase vorn.

Die neuen Produkte und Dienstleistungen sind breit gefächert: Über ein Abstrichkit, das die Viruslast auf Oberflächen und in Abwässern erfasst, über einen GPS-Tracker, der Mitarbeiter über einen Signalton an die Einhaltung des Mindestabstands erinnert, bis hin zu virtuell erlebbaren Kinobesuchen oder dem digitalen Besuch des Friseurs. Wenig überraschend steht die Gesundheit im Mittelpunkt.

Weitere Megatrends beschäftigen sich mit der Frage, wie wir künftig leben und arbeiten werden. So entstehen Innovationen unter anderem im sogenannten Outernet, das Online- und Offline-Welt miteinander verbindet und beispielsweise Echtzeitinformationen zu COVID-19-bezogenen Themen bereitstellt. Andere beschäftigen sich mit der Frage, wie über alle Kanäle hinweg eine nahtlose Beziehung zum potenziellen Kunden ermöglicht werden kann.

Aus ihren Daten leiten die Experten Empfehlungen ab. Etablierte Unternehmen sollten von der Wendigkeit und Schnelligkeit der Startups profitieren, indem sie die Zusammenarbeit mit diesen „Schnellbooten der Innovation“ suchen oder sich deren Denk- und Prozessmodelle zueigen machen. Umgekehrt sollten Startups darauf achten, im Laufe ihres Wachstums die Zielorientierung nicht zu verlieren und Trägheit zu vermeiden.

Die Politik könne helfen, die Innovationsfreude von Startups zu nutzen und die Zusammenarbeit zwischen ihnen und etablierten Unternehmen zu stärken. Universitäten sollten sich verstärkt zu unternehmerischen Universitäten entwickeln, indem sie den Transfer von Technologien fördern und einfordern.

Hop to it! The impact of organization type on innovation response time to the COVID-19 crisis. B Ebersberger, A Kuckertz. Journal of Business Research 124 (2021) 126–135.