Unternehmen scheuen selbst internen Datenaustausch

26 Jul

Mehr als ein Drittel (39 Prozent) der Entscheiderinnen und Entscheider in deutschen Unternehmen würden Inhouse-Daten nicht innerhalb ihrer Organisation teilen, um effizienter und innovativer agieren zu können. Das Teilen interner Daten mit externen Partnern kommt nur für zwölf Prozent der Führungskräfte in Frage. Das geht aus der Studie „Managementkompass Survey Open Company“ von Sopra Steria hervor. Die zentralen Gründe sind fehlendes Vertrauen in den Nutzen und eine generelle Skepsis, sich zu öffnen.

Um mit dem technologischen Fortschritt mithalten zu können, arbeiten Organisationen zunehmend mit Start-ups oder gar Konkurrenten zusammen. Zusammenschlüsse wie in der Automobilindustrie und in anderen Branchen funktionieren allerdings nur, wenn die Partner Markt- und anonymisierte Kundendaten oder Software-Code teilen. Dazu sind wenige Unternehmen bereit: Nur zwölf Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider würden interne Daten mit anderen Unternehmen oder Behörden teilen, um damit Prozesse zu verbessern oder Innovationen voranzutreiben. Mit der Bereitstellung von Kompetenzen haben dagegen die wenigsten Organisationen Probleme. Auch Wissen und Ideen werden von 41 Prozent extern und 78 Prozent intern geteilt.

„Die Zahlen zeigen, wie zurückhaltend Organisationen in Deutschland sind und dass Open Innovation und Zusammenarbeit an eine Grenze stoßen, wenn es um das Teilen von Daten geht“, sagt Torsten Raithel, Experte für Data & Analytics bei Sopra Steria. Daten seien immer noch ein gut gehütetes Geheimnis. Sowohl die Wirtschaft als auch der öffentliche Sektor seien gefordert, die passenden Voraussetzungen zu schaffen. Nachholbedarf sieht der Berater beim Aufbau einer Datenkultur: Daten zu teilen heiße, sich ein Stückweit zu offenbaren und Zahlen ohne Filter und ohne Möglichkeit zur Beschönigung offenzulegen. Das erfordere ein Bewusstsein, dass Daten zu teilen keinen Know-how-Verlust bedeute.

Dieses Verständnis ist in Deutschland schwach ausgeprägt. 48 Prozent der Befragten führen in der Studie fehlendes Vertrauen und Angst vor Missbrauch der geteilten Daten als Hauptgründe gegen enge Partnerschaften an. 43 Prozent befürchten in Kooperationen einen Datenverlust. „Um die Vorteile von Open Companies künftig stärker nutzen zu können, braucht es in Unternehmen und Verwaltungen zügig eine Transformation in den Köpfen“, sagt Datenexperte Torsten Raithel von Sopra Steria. Es werden zwar intern mehr Daten geteilt, allerdings längst nicht in der Breite. Vor allem öffentliche Verwaltungen (44 Prozent) und Finanzdienstleister (43 Prozent) stellen ihre Daten nicht teamübergreifend zur Verfügung. „Mitarbeitende sind häufig besorgt darüber, dass jemand in ihren Kompetenzbereich eingreift, sie fühlen sich kontrolliert oder fürchten, dass ihre Arbeit im nächsten Schritt automatisiert wird. Aufgabe des Managements ist es, Mitarbeitenden diese Ängste zu nehmen“, erklärt Unternehmensberater Torsten Raithel.“

37 Prozent der Befragten bemängeln selbst eine fehlende Kultur der Offenheit in ihren Unternehmen oder Verwaltungen. Jede zweite Organisation will ein offenes Mindset fördern. 42 Prozent arbeiten beispielsweise an der Transparenz. Technische Voraussetzungen wie die Einführung von Data Warehouse, Data Mesh oder neuen Schnittstellen zwischen den Teams können laut Sopra-Steria-Berater Torsten Raithel immer erst der zweite Schritt nach dem Veränderungsprozess in den Köpfen sein.

Neben der grundsätzlichen Skepsis, Daten zu teilen, zweifeln viele der befragten Entscheiderinnen und Entscheider, auch an der Güte der externen Informationen – beispielsweise aus Open-Data-Quellen. Nur drei Prozent würden bedenkenlos mit externen Open-Data-Angeboten von Unternehmen arbeiten. Rund zwei Drittel der Organisationen erlauben sich kein oder nur ein fallabhängiges Urteil über die Datenqualität anderer Unternehmen. Die Skepsis basiert häufig auf fehlenden Bewertungskriterien: Jede dritte Organisation traut sich keine Beurteilung externer Daten zu, bei Verwaltungen ist es jede vierte.

Bei der Herausgabe und Verarbeitung von Daten nennen die Befragten in ihren Organisationen weitere Herausforderungen: Für 48 Prozent sind rechtliche und regulatorische Hürden das größte Hindernis für enge Partnerschaften. 43 Prozent sagen, Datenschutz bremse Open Data unnötig. „In Deutschland wird dem Datenschutz grundsätzlich ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt und er wird schärfer interpretiert als sonst im europäischen Raum. Aus Angst vor Fehlern verzichten Mitarbeitende dann auf den Datenaustausch“, sagt Raithel. Auch das sei eine Kulturfrage. Organisationen müssten ihren Mitarbeitenden stärker vermitteln, wie sie den Freiraum zum Nutzen und Teilen von Daten innerhalb regulatorischer Grenzen ausschöpfen.

Detaillierte Informationen und Schaubilder gibt es hier.