Auch Hochqualifizierte durch Digitalisierung immer öfter ersetzbar

12 Mrz

Der Anteil der Tätigkeiten, die heute schon potenziell von Computern erledigt werden könnten, steigt in Expertenberufen mit 10 Prozentpunkten zwischen 2019 und 2022 besonders stark an und liegt nunmehr bei knapp 36 Prozent. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Expertenberufe sind Berufe, die typischerweise von Hochqualifizierten erledigt werden. Allerdings ist der Anteil automatisierbarer Tätigkeiten in Helfer- und Fachkraftberufen auch in 2022 noch immer am höchsten.

In Spezialistenberufen ist inzwischen etwa die Hälfte der Aufgaben automatisierbar: Das Substituierbarkeitspotenzial ist in diesen Berufen, in denen die Beschäftigten in der Regel ein Meister-, Techniker- oder Bachelorabschluss haben, seit 2019 um 5 Prozent gestiegen. „Insgesamt lässt sich feststellen: je höher das Anforderungsniveau, desto stärker nehmen Substituierbarkeitspotenziale zu“, fasst Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe „Berufe in der Transformation“ am IAB, die Ergebnisse zusammen. Aber gerade in Berufen, für die typischerweise ein weiterführender oder Hochschulabschluss gefordert wird, sei der Anteil der substituierbaren Tätigkeiten noch immer geringer als bei anderen Anforderungsniveaus.

In Fachkraftberufen stieg der Anteil der automatisierbaren Tätigkeiten seit 2019 um 3,5 Prozentpunkte. Mit durchschnittlich 62 Prozent ist das Substituierbarkeitspotenzial hier mittlerweile am höchsten. In den Helferberufen ist es mit rund 57 Prozent in 2022 etwa gleich hoch geblieben. Insbesondere der Einsatz generativer KI hat dazu beigetragen, dass zwischen 2019 und 2022 Tätigkeiten substituierbar geworden sind, die vorher als nicht automatisierbar galten, etwa das Programmieren von Software.

Insgesamt ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen, in denen mindestens 70 Prozent der Tätigkeiten potenziell substituierbar sind, deutschlandweit durchschnittlich von 34 Prozent in 2019 auf 38 Prozent in 2022 gestiegen. „Ob und gegebenenfalls wann die Möglichkeiten der Automatisierung tatsächlich ausgeschöpft würden, hänge von vielen Faktoren ab“, so Wiebke Paulus, Mitautorin der Studie. Eher nicht substituiert würden Tätigkeiten, wenn menschliche Arbeit wirtschaftlicher, flexibler oder von besserer Qualität ist. „Auch rechtliche oder ethische Hürden können die Nutzung beschränken. Ebenso können neue Technologien Arbeitsplätze schaffen“, sagt Paulus weiter.

Die Studie betrachtet alle zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen Beruf relevanten und verfügbaren Technologien. Die Substituierbarkeitspotenziale werden seit 2013 alle drei Jahre bestimmt. Informationen zur Höhe der Substituierbarkeitspotenziale in den jeweiligen Berufen gibt es im IAB-Job-Futuromat..

Die Studie hier ist abrufbar.