Begrenzte Wandlungsfähigkeit

30 Jul

Deutschen Unternehmen fällt der Umgang mit dem disruptiven technologischen Wandel offenbar nicht leichter, sondern immer schwerer. Diesen Schluss legt jedenfalls der zum zweiten Mal erhobene „Change Readiness Index“ der Staufen AG nahe: Er ist gegenüber 2017 von 58 auf 55 Punkte gefallen. Von der idealen Veränderungsfähigkeit, die bei 100 Punkten erreicht ist, sind sie ziemlich weit entfernt.

Der Change Readiness Index 2019 bildet die Wandlungsfähigkeit von Unternehmen ab. Er erfasst in den Handlungsfeldern Strukturen, Prozesse, Führungs- und Unternehmenskultur sowie Mitarbeiter und Qualifikationen, wie es um das Veränderungsvermögen deutscher Industriefirmen – vom Mittelständler bis zum Großkonzern – bestellt ist. Dabei werden vor allem die Branchen Automobilindustrie, Elektrotechnik sowie Maschinen- und Anlagenbau in den Blick genommen.

Von der digitalen Transformation seien neben der Industrie auch alle anderen Lebensbereiche betroffen, Mobilität, Bildung, Medien, Gesundheitswesen und viele mehr, heißt es. Dabei drohe die deutsche Wirtschaft überholt zu werden, denn alte Wettbewerbsvorteile und traditionell hohe Marktanteile schützten nicht vor disruptiven Wettbewerbern. Entscheidendes Merkmal des digitalen Wandels sei die Geschwindigkeit, in der er abläuft. Die deutschen Unternehmen tendierten immer noch dazu, diese zu unterschätzen.

In der 2017er-Studie vermuteten 53 Prozent der Befragten, dass sich ihr Unternehmen in den nächsten zwei Jahren stark oder sehr stark verändern werde. Die aktuelle Studie zeigt, dass tatsächlich 67 Prozent der Unternehmen in diesem Zeitraum einen starken oder sehr starken Wandel erlebten. Gelernt hat man darauf offenbar nicht viel: Auch weiterhin glauben nur 59 Prozent der befragten Führungskräfte, dass ihr Unternehmen sich in den nächsten zwei Jahren stark oder sehr stark verändern werde.

Ein wichtiger Faktor zur Stärkung aller Handlungsfelder, die im Change Readiness Index untersucht wurden, so interpretiert die Staufen AG ihre Studie, sei das Lean Management. Zu dieser Erkenntnis kämen auch immer mehr Unternehmen. Zwei Drittel von ihnen haben die Lean-Prinzipien in der Wertschöpfung fest etabliert. In jedem vierten befragten Unternehmen folgen auch die indirekten Bereiche bereits der Lean-Philosophie.

„Unsere Studie zeigt, dass sich mit der konsequenten Umsetzung von Lean Management nachweislich die Change Readiness verbessert. Lean Management macht Unternehmen wandlungsfähiger und weist den Weg zu einer zukunftsfähigen Organisation.“

Für den „Change Readiness Index 2019“ hat die Unternehmensberatung Staufen im Frühjahr 421 Unternehmen in Deutschland zum Thema „Erfolg im Wandel“ befragt. Mehr als 65 Prozent kommen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Elektroindustrie und der Automobilindustrie.

Die Studie gibt es hier.